Full text: Populäre astronomische Encyclopädie

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Himmelskugel. 
verzeichnet findet, und die demnach ein sehr passendes Hülfsmittel 
bildet, um diese Kreise, welche die Astronomen am Himmelsgewölbe 
gezogen denken, kennen zu lernen. Im Allgemeinen leidet jede Him 
melskugel an der Unvollkommenheit, dass sich der Beschauer stets in 
ihren Mittelpunkt versetzt denken muss, um die von ihr angegebenen 
Verhältnisse direct mit dem Himmel vergleichen zu können. Hie Alten 
kannten künstliche Himmelskugeln nicht, wohl aber die Araber, von 
denen sogar einzelne Himmelskugeln bis auf uns gekommen sind. Im 
Jahre 1583 brachte Tycho Brahe eine messingene Himmelskugel von 
6 Fuss Durchmesser zu Stande. Im Jahre 1713 schenkte Christian 
August von Holstein Peter dem Crossen einen Globus, zu dessen 
Herstellung der Mechaniker Andreas Busch unter Leitung von Adam 
Olearius 10 Jahre verwandt hatte. Peter der Grosse befahl, diesen 
Globus nach Reval zu bringen, von wo er auf dem Landwege mit 
grosser Mühe nach Petersburg geschafft wurde. Hier wurde er in der 
Nähe des Sommerpalais unter einem hölzernen Schutzdache aufgestellt 
und der Aufsicht des Mechanikers Christoph Degio anvertraut. 
Der Globus war ganz von Kupfer und besass 11 Fuss Durch 
messer. Aussen war die Oberfläche der Erdkugel abgebildet, innen 
enthielt er den gestirnten Himmel. In diesem Innern befanden sich 
ein Tisch und Bänke, auf denen 12 Menschen Platz finden konnten 
um zu beobachten, wie sich der Globus, ähnlich dem gestirnten Himmel 
in 24 Stunden um seine Axe und den angebrachten Meridian und 
Horizont bewegte. 
Am 10. October 1725 wurde dieser Globus der Akademie der 
Wissenschaften übergeben, verdarb aber am 6. December 1747 in den 
Flammen des in der Akademie ausgebrochenen Brandes. Nur das Ge 
rippe, der eiserne Kreis und die Axe blieben übrig. Im September 
1750 befahl die Kaiserin Elisabeth den Globus aus den Mitteln der 
Akademie wieder herzustellen und ein besonderes Gebäude zu errichten, 
in dem er untergebracht ‘werden sollte. Diesmal wurde der Globus 
indess nicht wieder ganz aus Kupfer gemacht, sondern vielmehr mit 
lackirter Leinwand überzogen und auf dieser die nöthigen Zeichnungen 
angebracht. 
Einen 6 Fuss im Durchmesser haltenden Globus stellte 1752 
Robert de Vaupondy für die kosmographische Gesellschaft in 
Upsala her. 
Die grösste Vervollkommnung hat in der neuesten Zeit Garthe 
den Himmelskugeln in seinem Kosmoglobus (s. d.) gegeben. 
Bei der Himmelskugeln unterscheidet man vorab die beiden Um 
drehungspole, den Nord- und den Südpol, um welche die Kugel sich 
bewegen kann. Diese beiden Punkte entsprechen den Umdrehungs 
polen des Himmelsgewölbes, um welches sich dieses in 24 Stunden 
einmal herumdreht. 
Concentrisch mit diesen Polen sind auf der Himmelskugel Kreise 
gezogen, deren grösster — gleich weit von beiden Polen abstehend — 
der Aequator ist. Der Aequator theilt die Kugel in eine nördliche 
und südliche Hemisphäre. Senkrecht zum Aequator, durch beide Pole
	        
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