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Himmelskugel.
ein Stern unter den Messingmeridian gebracht und der Zeiger auf
12 Uhr gestellt, und dreht man dann die Himmelskugel so lange, bis
der Zeiger auf 1 Uhr, 2 Uhr etc. steht, so hat man unmittelbar die
Stellung des Sternes 1 Stunde, 2 Stunden etc. Sternzeit nach seiner
Culmination. Gewöhnlich ist jeder Himmelskugel auch noch ein be
weglicher Viertelskreis oder Gradbogen beigegeben, den man an jedem
Punkte des Meridians anschrauben kann. Befestigt man diesen mit
seinem einen Ende am höchsten Punkte der Kugel, welcher also das Ze
nith des Beobachters darstellt, und legt ihn dann an den Stern in seiner
betreffenden Stellung, 1, 2 etc. Stunden nach dem Meridiandurchgange,
so kann man sofort auf jenem Gradbogen die Zenithdistanz des Sternes
zu den betreffenden Zeiten ablesen, und ebenso findet man sein Azi-
muth, indem man den Bogen auf dem Horizonte zwischen dem Süd
punkte und dem Orte, wo der Gradbogen den Horizont trifft, abliest.
Mittels des Himmelsglobus lassen sich eine Menge interessanter
Aufgaben lösen, zu deren Lösung sonst zum Theil ziemlich viele mathe
matischen Kenntnisse und lange Rechnungen erforderlich sind. Freilich
kann der Globus niemals so scharfe Resultate geben, als die Rech
nung; allein in den meisten Fällen ist das auch gar nicht erforderlich,
und die Angaben, welche man mittels eines nicht zu kleinen, gut
gearbeiteten Himmelsgloben erhält, genügen für die meisten Zwecke,
welche Freunde der Astronomie im Auge haben.
Um die Anwendung des Himmelsglobus zu zeigen, mögen einige
Aufgaben nebst Anleitung zu ihrer Lösung hier Platz finden.
Man sucht den Ort des Horizonts, in welchem ein Stern
aufgeht, und die Zeit, wie lange er sichtbar bleibt. Um diese
Aufgabe zu lösen, bringe man den Stern in den Meridian und stelle
den Zeiger auf 12 Uhr. Darauf dreht man den Globus und bringt
den Stern in den Horizont. Der Punkt, wo der Stern im Horizont
steht, giebt unmittelbar die Himmelsgegend seines Aufganges oder
Unterganges an, und die von dem Zeiger durchlaufene Zahl von
Stunden giebt die halbe Dauer des Verweilens des Sterns über dem
Horizonte.
Man sucht den Ort des Auf- und Unterganges der Sonne
und die Tagesdauer. Man markirt zu diesem Ende den Ort der
Sonne in der Ekliptik für den bestimmten Tag, bringt diesen Punkt
unter den Messingmeridian und verfährt im Uebrigen ganz wie im
vorhergehenden Beispiele.
Man sucht für eine bestimmte Nachtstunde die Stellung
des Sternenhimmels gegen den Horizont. Zu diesem Ende
sucht man den Ort der Sonne für den betreffenden Tag in der Ekliptik,
bringt ihn oberhalb des Horizonts unter den Messingmeridian und
stellt den Zeiger auf 12 Uhr. Diese Lage der Himmelskugel giebt
dann die Stellung der Gestirne gegen den Horizont im Mittage des be
treffenden Tages. Hierauf dreht man die Himmelskugel so lange nach
Westen fort, bis der Zeiger auf der betreffenden Abendstunde steht,
wo man dann die gesuchte Stellung des Sternenhimmels gegen den
Horizont gefunden hat.