268 Jahrbücher, astronomische — Jahreszeiten.
ist die wahre Jahresdauer und wird das siderische Jahr genannt;
sie bezeichnet die genaue Dauer der Umlaufszeit der Erde um die
Sonne. Das siderische Jahr beträgt in Tagen und deren Unterabthei
lungen ausgedrückt: 365 Tage 6 St. 9 Min. 10,7496 Sec., und diese
Dauer muss nach den bisherigen Beobachtungen und mathematischen
Untersuchungen praktisch als für alle Zeiten vollkommen unveränder
lich angesehen werden.
Yon dem siderischen Jahre verschieden ist das tropische Jahr,
oder die Zeit welche verfliesst, bis die Sonne wieder zu demselben
Aequinoctialpunkte (s. d.) zurückkehrt. Da die Aequinoctialpunkte
ihre Lage am Himmel nicht unverändert behalten, sondern jedes Jahr
um 50,2" zurückweichen, so ist das tropische Jahr um so viel
kürzer wie das siderische, als die Sonne gebraucht, um den Bogen
von 50,2" zu durchlaufen. Gegenwärtig (1871) ist seine Länge
365 Tage 5 St. 48 Min. 47,3867 Sec. Die Dauer dieses tropischen
Jahres nimmt in jedem Jahrhundert um 0,595 Sec. ab, doch dauert
diese Abnahme nicht ununterbrochen fort, sondern wird nach vielen
Jahrtausenden wieder in eine Zunahme übergehen. Auch sind die
Gränzen dieser Schwankungen sehr enge und überschreiten nicht 19 8 in
mehr oder weniger als die mittlere Dauer, die im Jahre 2270 statt
findet, und 365 Tage 5 St. 48 Min. 45 Sec. beträgt.
Ausser dem siderischen und tropischen spricht man bisweilen noch
von einem anomalistischen Jahre und versteht darunter die Zeit,
welche verfliesst, bis die Erde wieder zu dem nämlichen Punkte ihrer
elliptischen Bahn zurückkehrt, bis sie wieder dieselbe Anomalie (s. d.)
erreicht. Da die Lage der grossen Axe der Erdbahn in Bezug auf die
Fixsterne sich ununterbrochen verändert, und zwar jährlich um 11,4"
vorrückt, so ist das anomalistische Jahr um 4 m 37,6 S länger als siderische,
so dass seine Dauer also 365 Tage 6 St. 13 Min. 48,3 Sec. beträgt.
Da die Sonne, wie bereits die ältesten Völker bemerkten, nach
je 12 Mondwechseln ziemlich zu derselben Stellung am Himmel zurück
kehrt, so gab dies bei einigen Völkern Veranlassung, 12 synodische
Monate (deren jeder die Zwischenzeit von einem Neumonde bis zum
andern umfasst) rund für ein Jahr zu nehmen, und dieses führt daher
den Namen Mondjahr und seine astronomisch genaue Dauer ist
354 Tage 8 St. 48 Min. 34,8 Sec.
Da die astronomische Jahresdauer nicht mi t, runden Tagen ab-
schliesst, sondern noch Bruchtheile eines Jahres umfasst, so entsteht
für die bürgerliche Jahresrechnung, der es natürlich Hauptzweck
sein muss, die einzelnen Stellungen der Sonne stets, Jahr für Jahr,
auf dieselben Tage zu fixiren, die Anforderung, solche Einrichtungen
zu treffen, dass dies möglich wird, dass also auch die Jahreszeiten stets
in dieselben Kalendermonate fallen. Wie dies erreicht worden, s. d.
Artikel Kal ender.
Jahrbücher, astronomische, s. Ephemeriden.
Jahreszeiten heissen die durch die Stellung der Sonne hervorge
rufenen und durch charakteristische Naturerscheinungen ausgezeichneten
Unterabtheilungen des Jahres. Wir unterscheiden deren vier: Früh-