Kalender.
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eindringlich auf die Verschiebung der Jahrespunkte aufmerksam und
riethen, einige Tage aus dem Kalender auszumerzen oder zu über
springen, um wieder Uebereinstimmung mit dem Himmel hervorzurufen
und das Frühlings-Aequinoctium zum 21. März zurückzuführen. Im
Jahre 1475 berief Papst Sixtus IV. den deutschen Astronomen Joh.
Regiomontanus behufs einer Kalenderrevision nach Rom; allein der
plötzliche, wie man vermuthet, durch Gift veranlasste Tod dieses be
rühmten Mannes, brachte die ganze Angelegenheit wieder in’s Stocken.
Erst Gregor XIII., von dem Wunsche geleitet, sein Pontificat durch
etwas Hervorragendes auszuzeichnen und auch durch das immer drin
gender hervortretende Bedürfniss veranlasst, fasste die Idee wieder auf.
Der mit dem Gegenstände sehr vertraute Arzt Alois Lilli aus Verona,
wurde mit der Ausarbeitung eines Planes beauftragt, den nach seinem
unerwarteten Tode sein Bruder Anton Lilli dem Papste unterbreitete.
Gregor legte die Ausarbeitung unter dem Titel: „Compendium novae
rationis restituendi calendarium” den gelehrten Corporationen Europa’s
im Jahre 1577 vor und ernannte bald darauf eine Commission zur
definitiven Feststellung des neuen Kalenders. Zu diesem Ausschüsse
gehörten der Cardinal Sirletti, der Bamberger Jesuit und Mathema
tiker Christoph Clavius, der Spanier Peter Ciaconius und der
Italiener Ignatz Danti.
Es wurden zwei Vorschläge gemacht: entweder mit Rücksicht
auf die veränderliche Länge des tropischen Jahres einen Tag dann
auszumerzen oder in der Datirung zu überspringen, wenn die Coper-
nikanischen Tafeln, die man damals als die genauesten ansah, ergäben,
dass das Jahr seine Grenze um einen Tag überschritten habe, oder
aber der Zeitrechnung ein Jahr von mittlerer Dauer zu Grunde zu
legen. Man entschied sich für das Letztere und nahm als Jahreslänge
denjenigen Werth, den der Aufseher der Synagoge zu Toledo, Rabbi
Isaac Aben Sid, in den Alphonsinischen Tafeln angenommen hatte,
nämlich:
365 Tage 5 Stunden 49 Minuten 16 Secunden.
Diese Länge wich von der Julianischen um 10 Minuten 40 Secunden
ab, ein Unterschied, der sich in einem Zeiträume von 134 Jahren zu
einem ganzen Tage anhäufte.
Man kam überein, für die Zukunft das nämliche Verhältniss
zwischen der Datirung des Kalenders und dem Himmel festzuhalten,
wie es im Jahre 325 n. Chr., zur Zeit des Concils von Nicäa, bestan
den hatte. Damals aber fiel die Frühlingsnachtgleiche auf den 21. März,
und man beschloss, dass dies fortan und für ewige Zeiten statthaben
solle. Um dies zu bewerkstelligen, ward zuerst nothwendig, die Tage,
um welche die Angaben des Julianischen Kalenders in dem eben statt
habenden Jahre 1582 vom Himmel abwichen, auszumerzen. Gregor
verordnete, dass nach dem 4. October jenes Jahres, der ein Donnerstag
war, sofort der 15. gezählt werden sollte. Dadurch kam das nächste
Frühlings-Aequinoctium (1583) auf den 21. März zurück. Dieser
15. October hätte eigentlich ein Montag sein müssen, doch behielt er
seinen Wochennamen und figurirte als Freitag.
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