Full text: Populäre astronomische Encyclopädie

Kalender. 
277 
sie unverbessert bliebe, im Jahre 00,000 n. Chr. nur gerade ebensoviel 
und nach derselben Seite hin von der Wahrheit abweichen, wie der 
Julianische Kalender zur Zeit, als die Gregorianische Verbesserung ein 
geführt wurde, abwich, nämlich um 10, höchstens 11 Tage. Um nun 
diesem Uebelstande bei Zeiten zuvorzukommen, braucht man nur aus 
dem Gregorianischen Kalender im Durchschnitt alle 3000 Jahre einen 
Schalttag wegzustreichen, also am besten alle 2000 Jahre, mit der 
Ausnahme, dass der Schalttag alle 6000 Jahre wiederum stehen bleibt, — 
dass er also bei dem Gregorianischen Kalender überhaupt, in den Jahren 
2000, 4000, 8000, 10,000, 14,000, 16,000, 20,000, 22,000, 26,000 
und 28,000 weggelassen wird. So wenigstens gibt es die einfachste 
Rechnung, da die Jahre 3000, 9000, 15,000, 21,000 und 27,000 
ohnehin Gemeinjahre sind und daher mit Weglassung eines Tages nur 
364 Tage behalten würden. 
Diesem Vorschläge ist bezüglich des Jahres 2000 L. Ideler ent 
gegengetreten. Nach seiner Meinung ist es nicht dringend nothwendig, 
schon im Jahre 2000 eine Aenderung des Gregorianischen Kalenders 
eintreten zu lassen. „Das Wesentliche bei der Sache ist,” sagt Ideler, 
„dass man die jetzt in den meisten Ländern Europa’s glücklicher 
Weise bestehende Einheit der Zeitrechnung aufrecht erhalte und nicht 
vor dem Jahre 5000 von der Gregorianischen Schaltregel abweiche. 
Welche Verwirrung durch eine einseitige Annahme desselben im bür 
gerlichen Leben, besonders an Orten, wo Bekenner verschiedener Con- 
fessionen bei einander wohnen, dadurch entstehen würde, dass man 
zwei um einen Tag differirende Kalender neben einander gebrauchte, 
wird man leicht ermessen.” Es ist mir nicht sehr wahrscheinlich, dass 
im Anfänge des 21. Jahrhunderts Bekenner verschiedener Confessio- 
nen, die an einem und demselben Orte wohnen, noch so bornirt sein 
werden, aus der Kalender-Regulirung eine religiöse Frage zu machen. 
Im Jahre 1864 fasste das freie, deutsche Hochstift in Frankfurt 
die Frage der Zeitrechnung wieder auf und erliess an die höchsten 
Behörden der am. Weltverkehr theilnehmenden Staaten, so wie an alle 
Academien und Hochschulen eine desfallsige Zuschrift. Wir messen 
den Raum, so heisst es dort, mit Hilfe der Zeit und die Zeit mit 
Hilfe des Raumes. Und je mehr wir die räumliche Trennung über 
winden lernen, je allgemeiner und vielfacher der Verkehr in geistiger 
und sachlicher Mittheilung unter allen Völkern und Ländern der Erde 
sich steigert, um so dringlicher und bedeutsamer erscheint das Be- 
dürfniss einer allgemeinen, übereinstimmenden und dadurch die genaue 
Richtigkeit ihrer Grundlage an jedem Orte eine sichere Berechnung 
und Feststellung zulassenden und für möglichst ferne Zeiten von Feh 
lern befreiten Zeitrechnung. Um zu einer solchen Zeitrechnung zu 
gelangen, sind zwei Bedingungen zu erfüllen. Erstens die Feststel 
lung einer Jahresordnung, welche dem gegenwärtigen Stand der Him 
melskunde vollkommen angemessen ist und auf möglichst lange Zeit 
hinaus alle Fehlerquellen im Voraus berücksichtigt. Zweitens eine 
gemeinsame Verständigung über einen gemeinsamen Zeitpunkt des An 
fangs und der Einführung dieser Rechnung. Von den gegenwärtig im
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.