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Kepler’sche Regeln.
coelestis tradita commentariis de motibus stellae Martis, ex observa
tionibus Tychonis Brahe.”
Das dritte Gesetz fand Kepler erst 9 Jahre später, am 15. Mai
1618, nachdem er sich schon seit 1596 mit den seltsamsten Ideen
und Versuchen herumgetragen hatte, in den Abständen und den Um
laufszeiten der Planeten eine harmonische Ordnung zu finden. Am
8. März 1618 verglich er die Quadrate der Umlaufszeiten der Planeten
mit den Kubikzahlen ihrer mittleren Distanzen von der Sonne, doch
gelangte er zu keinem befriedigenden Ergebnisse; am 15. Mai kam er
indess wieder auf diese Rechnung zurück, entdeckte einen früher be
gangenen Fehler und fand nun in schönster Uebereinstimmung das
dritte Kepler’sche Gesetz:
Die Quadrate der sideri sehen Umlaufszeiten der Planeten
verhalten sich wie die Würfel ihrer halben grossen Axen.
Dieses Gesetz, der mathematische Ausdruck des Bandes, welches
die Planetenbewegungen mit einander verknüpft, bietet das sicherste
Mittel, um aus den leicht zu beobachtenden Umlaufszeiten die schwie
riger zu bestimmenden mittleren Abstände des Planeten zu berechnen.
Bezeichnen t und T die Umlaufszeiten, r und R die mittlern Abstände
zweier Planeten, so hat man die Proportion:
Wenn daher r, T und t bekannt sind, so findet sich R ohne Schwie
rigkeit.
Meist nimmt man in der Astronomie die mittlere Entfernung eines
Planeten, und zwar der Erde, zur Einheit an; ist daher r=l, so
ergiebt sich
Beispielsweise beträgt die siderische Umlaufszeit des Jupiter
wobei demnach die mittlere Entfernung der Erde = 1, gesetzt ist.
Wünscht man die Distanzen in Meilen zu haben, so braucht man nur
den Werth von R mit der mittleren Entfernung der Erde von der
Sonne in Meilen ausgedrückt (sehr nahe 20,000,000 Meilen) zu multi-
pliciren. In dem angeführten Beispiele findet man als mittlere Ent
fernung des Jupiter von der Sonne 104 Millionen Meilen.
Durch die Entdeckung der drei Kepler’schen Gesetze hat die
ganze Astronomie eine völlig veränderte Gestalt angenommen; sie
waren gewissermaassen die Vorläufer des Gravitationsgesetzes, wenn
gleich sie freilich nur Consequenzen dieses letzteren sind.
t 2 : T 2 = r 3 : R 3 ,
also auch
R 3 • t 2 — r 3 • T 2 ,
und
43.32,585 Tage, jene der Erde 365,256 Tage, daher