Länge, geographische.
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land den von Greenwich, in Nordamerika den Meridian von Washington.
(Vergl. Erde.) Durch Angabe der geographischen Länge und Breite
(s. d.), ist die Lage eines Ortes auf der Erdoberfläche bestimmt. Man
zählt die Länge von dem Anfangsmeridian meist gegen Ost bis 360°,
oder auch östlich bis 180° und westlich bis 180°.
Zwei Orte unter demselben Meridiane haben natürlich gleiche
geographische Länge (und im gleichen Augenblicke Mittag), liegen sie
unter verschiedenen Meridianen, so heisst der Unterschied ihrer Längen
ihre Meridiandifferenz. Man hat verschiedene Methoden erdacht, die
Meridiandifferenz zweier Orte zu bestimmen, doch sind diese Methoden
in der Ausführung schwieriger als die Ermittelung der geographischen
Breite oder der Breitendifferenz zweier Orte.
Man kann die Meridiandifferenz durch directe Messung der Ent
fernung beider Orte unter Zugrundelegung der Grösse und Gestalt der
Erde finden, allein dieses Mittel ist nur selten für grössere Entfer
nungen anwendbar. Viel passender geschieht die Bestimmung durch
die Messung der Zeit, welche ein Stern gebraucht, um in Folge seiner
täglichen scheinbaren Bewegung vom Meridiane des einen Ortes bis
zum Meridiane des andern zu gelangen. Wenn man statt eines Sternes
die Sonne nimmt, so braucht man bloss die Uhrzeiten der beiden Orte
in demselben Momente zu vergleichen. Denn da die Uhren au jedem
Orte bei richtigem Gange 12 Uhr (oder 0 Uhr) zeigen, wenn die Sonne
durch den Meridian geht, so müssen sie in ihren Angaben stets um
eine gleiche Zahl von Stunden und deren Bruchtheilen von einander
abweichen. Es kommt demnach bei der Längenbestimmung darauf an:
1) die genaue Uhrzeit an beiden Orten zu kennen in dem Augen
blicke, wo eine bestimmte Erscheinung stattfindet, und
2) die Angaben der beiden Uhren mit einander vergleichen zu
können.
Was den ersten Punkt anbetrifft, nämlich die genaue Kenntniss
der Ortszeit in jedem gegebenen Momente, so wird diese dadurch er
langt, dass man den Gang der Uhr durch Beobachtungen am Meridian
instrumente oder durch Beobachtung von correspondirenden Höhen (s. d.)
regulirt und controllirt.
Schwieriger ist die Erreichung der zweiten Bedingung, die Angaben
der Uhren mit einander zu vergleichen. Man benutzt dazu entweder
himmlische oder irdische Signale, die an beiden Orten in demselben
absoluten Momente sichtbar sind (sogenannte tautochrone Erscheinungen).
Zu den ersteren zählen die Mondfinsternisse und die Verfinsterungen der
Jupitersmonde. Da bei einer Monfinsterniss die Verdunkelung der ein
zelnen Theile der Mondscheibe allenthalben in dem gleichen Augen
blicke wahrgenommen werden, so ergiebt die Differenz der Zeitangaben
nach der Ortszeit der einzelnen Beobachtungsorte sofort deren Meridian
differenz. Ist z. B. der Anfang einer Mondfinsterniss an dem Orte A
um 7 11 15 m , au dem Orte B um ü h 15 m beobachtet worden, so ist die
Zeitdifferenz von 2 h zugleich die Meridiandifferenz beider Orte, und B
liegt 2 h oder 30° östlicher als A. Leider lassen sich die einzelnen Phasen
einer Mondfinsterniss nicht genau genug beobachten, um scharfe Zeitbe-
Klein, Astronomie. 20