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Lexell — Libration.
getadelt, und da sich Leverrier hierdurch zu maasslosen Schritten
hinreissen liess, wurde er 1870 von der Direction der Sternwarte sus-
pendirt und diese Dela\mey übertragen. Leverrier’s astronomische
Untersuchungen gehören zu den wichtigsten und werthvollsten Arbeiten
der Neuzeit; seine Sonnen- und Planetentafeln haben sich besonders
in England allgemeinen Eingang erworben.
Lexell, Anders Johann, geb. am 24. December 1740 zu Abo, gest.
am 30. November (a. St.) 1784 zu St. Petersburg, berühmter astro
nomischer Rechner, war Anfangs Docent der Mathematik an der Uni
versität zu Abo, darauf, seit 1768, Professor der Mathematik in
St. Petersburg. Seine Untersuchungen erstreckten sich hauptsächlich
auf die Bahnbestimmung von Planeten und Kometen.
Libelle oder Wasser wage, auch Niveau genannt, ein wichtiges,
für die practische Astronomie wie für die Geodäsie gleich unentbehr
liches Hülfsinstrument, um die Horizontalität einer Richtung zu prüfen.
Sie besteht aus einer hohlen, cylinderförmigen Glasröhre, die in der
Richtung ihrer Länge schwach kreisförmig gekrümmt und bis auf eine
kleine Luftblase mit Weingeist gefüllt ist. Diese Luftblase wird
natürlich, wenn die Libelle genau horizontal gestellt ist, den höchsten
Punkt der hohlen Glasröhre einnehmen. Stellt man daher die Libelle
auf eine Ebene oder hängt sie mittels zweier Haken (z. B. an die Um-
drehungsaxe des Meridianinstruments) auf, so kann man aus der Ab
weichung der Luftblase von dem (durch einen feinen Strich bezeich-
neten) höchsten Punkte der Libelle die Abweichung der betreffenden
Ebene oder Richtung von der horizontalen erkennen und verbessern.
Um sich bei dieser Verbesserung unabhängig von dem Fehler zu
machen, den etwa der Mechaniker in der Angabe des höchsten Punktes
der Libelle beging, verfahren die Astronomen in folgender Weise. Um
z. B. die Horizontalität der Umdrehungsaxe des Meridianinstruments
zu prüfen, wird die Libelle an diese Axe gehängt und der Theilstrich
der Glasröhre bemerkt, bei dem die Blase stehen bleibt. Dann dreht
man die Libelle herum, hängt sie in verkehrter Richtung abermals an
die Axe und beachtet wieder, bei welchem Theilstriche die Blase stehen
bleibt. Nun hebt oder senkt man mittels einer besonderen Schraube
die Axe des Meridianinstruments, bis die Blase genau in der Mitte
zwischen den beiden vorhin bemerkten Theilstrichen steht und kann
dann überzeugt sein, dass die Axe des Instruments vollkommen hori
zontal steht.
Libration, Schwanken des Mondes, nennt man das periodische
Sichtbarwerden und Wiederverschwinden gewisser Theile der uns im
Allgemeinen abgewandten Seite des Mondes. Man unterscheidet eine
Libration in Länge, eine Libration in Breite und eine paral
laktische Libration. Die ersteren beiden rühren daher, dass die
Umdrehung gleichmässig, die Bahnbewegung aber ungleichmässig ist,
und beide nicht in derselben Ebene vor sich gehen. Die parallak
tische Libration hängt ab A r on der Entfernung unseres Satelliten
und den Dimensionen der Erde. Die auf folgender Seite stehende Fig. 38
zeigt, wie die Libration in Länge zu Stande kommt. Es sei E'