’
316
Licht.
Theorie über die Natur des Lichtes, und betrachtet das Licht als in
einzelnen geraden Strahlen sich fortpflanzend. Eine speziellere Dar
stellung der einzelnen Phänomene, welche das Licht darbietet, gehört
nicht hierhin, sondern in die Optik als selbständiger Theil der Wissen
schaft. Die Brechung und Zurückwerfung des Lichtes, seine Polari
sation etc. finden sich, soweit die betreffenden Erscheinungen für die
Astronomie Bedeutung haben, in den Artikeln Absorption, Fernrohr,
Linsenglas, Spiegeltelescop, Polarisation etc. Die Hauptlichtquelle für
unsere Erde sowohl als für die übrigen Planeten ist die Sonne (s. d.),
die ein im höchsten Stadium der Weissgluth befindlicher Körper ist.
Das Licht der Fixsterne ist im Allgemeinen vom Sonnenlichte durch
die Lage seiner duuklen (Fraunhofer’sehen) Linien verschieden,
worüber Näheres in dem Art. Fixsterne.
Das Licht pflanzt sich nicht momentan durch den Raum fort,
sondern gebraucht dazu eine gewisse Zeit; die Geschwindigkeit des
Lichtes ist eine sehr grosse, aber für unsere Hülfsmittel doch sehr
wohl messbar.
Die erste Gelegenheit, die Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Lichtes
zu messen, boten die Verfinsterungen der Jupitersmonde dar. Der
Augenblick, in welchem einer dieser Monde in den Schatten seines
Hauptplaneten tritt, lässt sich aus der Bewegung dieser Körper und
der Grösse des vom Planeten Jupiter erzeugten Schattens berechnen.
Die Beobachtung dieser Verfinsterungen ergab indess eine Verspätung
gegen die Berechnung, die in dem Maasse wuchs, je mehr sich Jupiter
und Erde von einander entfernten, die aber abnahm, wenn beide ein
ander näher rückten. In der Nähe der Opposition des Jupiter findet
sich für die Zeit zwischen zwei aufeinander folgenden Verfinsterungen
des ersten Mondes 42 h 28,6 m , wenn dagegen Jupiter aus der Oppo
sition wegrückt und die Bewegung der Erde gerade auf den Planeten
hin gerichtet ist, so beträgt die Zwischenzeit 14,8 Secunden weniger,
ist die Bewegung der Erde genau vom Jupiter abgerichtet, so beträgt
sie ebenso viel mehr. In der Zeit von 42 '/ 2 Stunden nähert oder
entfernt sich aber die Erde vom Jupiter in den beiden zuletzt betrach
teten Punkte um 596,000 Meilen. Diesen Raum zu durchlaufen ge
braucht das Licht 14,9 Secunden, seine Geschwindigkeit pro Secunde
beträgt daher 40,000 Meilen. O. Römer war der Erste, der diesen
richtigen Schluss zog; am 22. November 1675 legte er der Pariser
Akademie eine Abhandlung vor, in welcher er nach seinen und Cas-
sini’s Beobachtungen zu dem Resultate kam, das Licht gebrauche
11 Minuten, um den Halbmesser der Erdbahn zu durchlaufen, was auf
eine Geschwindigkeit von 30,000 Meilen pro Secunde führt. Die
neuere Zeit hat natürlich genauere Resultate zu erlangen vermocht,
und zwar ergiebt sich hiernach die Geschwindigkeit des Lichtes ’/ 3
grösser, als sie Römer berechnete.
Die erste Bestätigung fand die Erklärung Römer’s durch die
grosse Entdeckung der Abirrung (s. d.) des Lichtes durch Bradley.
In Folge der Combination der Geschwindigkeit des Lichtes und der
Geschwindigkeit der Erde in ihrer Bahn, entstehen scheinbare Orts-