Full text: Populäre astronomische Encyclopädie

Meridian — Meridiankreis. 327 
leuchteten Theiles ’Д kleiner, als sie der Rechnung nach sein sollte. 
Sie schliessen daraus auf eine dichte Atmosphäre und eine gebirgige 
Oberfläche dieses Planeten. 
Ueber die Durchgänge des Mercur vor der Sonnenscheibe siehe 
Durchgang. 
Meridian oder Mittagskreis eines Ortes auf der Erdoberfläche, wird 
der grösste Kreis um die Erdkugel genannt, den man sich durch die 
beiden Umdrehungspole und den betreffenden Ort gelegt denken kann. 
Der Meridian schneidet den Horizont im Nord- und Südpunkte und 
die, beide Punkte verbindende gerade Linie wird Mittagslinie ge 
nannt. Alle Orte, welche unter einerlei Meridian liegen, haben in dem 
selben Augenblicke Mittag. Die Gestirne erreichen im Meridian ihre 
grösste Höhe über dem Horizonte und haben in demselben Augenblicke 
die Hälfte ihres Tagebogens zurückgelegt. Der Winkel, unter welchem 
sich zwei Meridiane schneiden, heisst Meridiandifferenz. Als ersten 
Meridian betrachtet man in Deutschland meist den durch die Insel 
Ferro gehenden, in Frankreich den Meridian von Paris, in England 
den von Greenwich. Vgl. Länge, geographische. 
Meridiankreis, das Hauptinstrument der neuern astronomischen 
Beobachter. Die Figur 39, Seite 328, stellt einen solchen Meridian 
kreis, wie ihn Reichenbach verfertigte, vor und gebe ich, bei der 
Wichtigkeit des Gegenstandes, eine ausführliche Beschreibung dessel 
ben nach Littrow. 
Man bemerkt in der Zeichnung die auf den beiden Pfeilern P 
und Q ruhende, horizontale Drehungsaxe AB, in deren Mitte das dar 
auf senkrechte Fernrohr CD angebracht ist. Die beiden Enden A und 
В dieser Drehungsaxe sind mit ihren Pfeilern durch zwei Metallstücke 
in Verbindung, deren jedes aus zwei starken Platten besteht. Die 
erste, dem Pfeiler nächste Platte, ist unmittelbar an dem Pfeiler fest, 
und die andere, welche die eigentlichen Lager trägt, auf welchen die 
cylindrischen Enden der Rotationsaxe aufliegen, lassen sich an den 
ersten Platten durch Schrauben bewegen, und zwar die Eine auf und 
nieder, um dadurch die Rotationsaxe mittels der Libelle horizontal zu 
stellen und die Andere im Horizonte vor- und rückwärts, um da 
durch diese Axe senkrecht auf den Meridian oder das Fernrohr CD 
in die Ebene des Meridians zu bringen. An dem einen Ende der 
Rotationsaxe sind zwei concentrische, zu dieser Axe senkrechte Kreise 
angebracht. Die Peripherie dieser beiden in einer Ebene liegenden 
Kreise sind einander so nahe, dass sie sich beinahe berühren und dass 
ein unbewaffnetes Auge nur mit Mühe die Gränze unterscheidet, die 
sie von einander trennt. Der grössere oder äussere dieser beiden Kreise 
ist an seinem mit Silber eingelegten Limbus in Grade und Minuten 
eingetheilt und dieser Kreis ist mit der Rotationsaxe fest und unver 
änderlich verbunden, so dass er sich, wie das Fernrohr, zugleich mit 
dieser Axe dreht. Der kleinere oder innere Kreis, der auch die Alhi- 
dade genannt wird, trägt an vier Orten seines Limbus, von welchen 
Orten je zwei einander gegenüber stehen, einen Vernier, um dadurch, 
wie wir weiter unten sehen werden, die Minuten des andern Kreises
	        
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