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Mond.
dem betreffenden Punkte der Mondoberfläche das Verliältuiss der Länge
des Schattens zur wahren Höhe des Berges. — Bei genauerer Unter
suchung zeigen sich auf dem Monde eine Anzahl durchgängig gerad-
linigter Vertiefungen von geringer (kaum 5000' erreichender) Breite,
aber grosser (bis zu 27 Meilen ausgedehnter) Länge, die man Rillen
nennt und für welche die Erde kein Analogon besitzt. Die beiden
am leichtesten sichtbaren entdeckte Schröter, später fanden Lohr
mann, Beer und Mädler und Kinau noch verschiedene auf, die
meisten hat aber Schmidt seit 1812 (im Ganzen etwa 300) entdeckt.
Diese Rillen kommen allenthalben auf der Mondscheibe vor, nur den
eigentlichen Hochgebirgen fehlen sie. Dass sie um die Mitte der Mond
scheibe herum zahlreicher sind als gegen die Ränder hin, hat sicher
lich seinen Grund nur darin, weil uns die Mitte der Mondscheibe
überhaupt besser zu Gesichte kommt. Die Rillen ziehen über Berg
und Thal fort, ihre Anfangs- und Endpunkte sind meist durch Nichts
ausgezeichnet; mit starken Fernrohren erkennt man auf ihrem Boden
bisweilen kleine Krater. Sie können daher aus diesem Grunde keine
Flussbetten sein, ebenso wenig aber auch Kunstproducte. Als was wir
sie zu betrachten haben, wird hoffentlich die Zukunft lehren. Eine
andere merkwürdige Erscheinung sind die Lichtstreifen, welche strahlen
artig von verschiedenen Ringgebirgen auslaufen, und deren Breite
zwischen '4 und 4 Meilen variirt. Besonders das Ringgebirge Tycho
zeigt ein sehr grosses und helles Strahlensystem, das im Vollmonde
fast den vierten Theil der Mondscheibe bedeckt. Ueberhaupt sind diese
Lichtstreifen nur im Vollmonde genau zu sehen, bei schräger Beleuch
tung verschwinden sie und können also keine Erhöhungen sein, da sie
sich sonst dann durch ihre Schatten verrathen müssten. Was diese
Lichtstreifen eigentlich sind, weiss man nicht; Mädler glaubt, dass
bei Bildung der Mondoberfläche erhitzte Gasströme unter der Ober
fläche hinstrichen und deren Reflexionsfähigkeit veränderten. Nach
einer derartigen Umwandlung behielt der Boden die angenommene
Struetur auch bei späteren Umwälzungen.
Alle bisherigen Beobachtungen vereinigen sich dahin, dass der
Mond keine atmosphärische Umhüllung besitzt, welche an Höhe und
Dichte mit der Lufthülle um unsere Erde verglichen werden könnte.
In Folge der Strahlenbrechung in einer angenommenen Mondatmosphäre
müsste ein Stern, der vom Monde bedeckt wird, uns noch sichtbar
sein, wenn er in der That schon hinter dem Mondrande steht, und
ebenso würden wir ihn an der andern Seite schon erblicken, wenn er in
Wirklichkeit noch hinter der Mondscheibe verborgen ist. Wenn dagegen
keine atmosphärische Umhüllung des Mondes vorhanden ist, so fällt
natürlich auch jede Refraction fort. Nehmen wir nun in diesem letzten
Falle an, es finde eine centrale Bedeckung eines Fixsternes durch den
Mond statt, so wird die Dauer derselben genau so viele Zeitsecunden
betragen, als der Mond nöthig hat, um so viel am Himmel voranzu
rücken, als sein eigner Durchmesser beträgt. Diese Zeitdauer lässt
sich aber, da die Mondbewegung und die Grösse des Monddurch
messers für jede gegebene Zeit genau bekannt sind, berechnen. Wäre