Planetensystem — Planetentafeln.
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Was die scheinbare Helligkeit der Planetoiden anbelangt, so ist
dieselbe sehr gering; dem blossen Auge kann nur Vesta bisweilen
in günstiger Opposition sichtbar werden, da dieser Planetoid alsdann
etwa die (1 Grösse erreicht. Alle übrigen Asteroiden bleiben weit hinter
dieser Grösse zurück, ja viele derselben sind nur in den ausgezeichnetsten
Instrumenten bequem zu beobachten. Ueber die wahre, in Meilen aus
gedrückte Grösse dieser kleinen Planeten, lehren die directen Messungen
nichts Bestimmtes; was Herschel, Schröter und Lamont gefunden
haben wollen, ist sicherlich nicht zuverlässig. Gewisse, auf photome
trische Bestimmungen gestützte Berechnungen zeigen, dass kein einziger
der Asteroiden an Grösse unserem Monde auch nur entfernt gleichkomme.
Die grosse Schaar zwischen den Bahnen des Mars und des Jupiter
zusammengedrängter Asteroiden ist eine so merkwürdige Erscheinung
im Planetensysteme, dass man sich schon früh, als kaum die hellsten
derselben bekannt waren, veranlasst fühlte, nach dem Ursprünge dieser
Sternchen zu forschen. Verschiedene Astronomen, besonders 0Ibers,
glaubten in den Asteroiden die Trümmer eines ehemaligen grösseren
Planeten erblicken zu müssen; doch ist die Hypothese von der Zer
trümmerung eines grossen Planeten an und für sich mehr als unwahr
scheinlich. Viel wahrscheinlicher ist es, dass die Anziehung des mäch
tigen Jupiter, bei Bildung des Planetensystems die Entstehung eines
einzigen grossen Planeten da, wo heute der Schwarm der Asteroiden
kreist, verhinderte.
Planetensystem, s. Weltsystem.
Planetentafeln nennt man die astronomischen Tafeln, welche dazu
dienen, den Ort eines Planeten am Himmelsgewölbe für jede gewünschte
Zeit ohne viele Rechnung finden zu können. Die Grundlagen der
Planetentafeln bilden die Elemente der Planetenbahnen. Die beson
dere Einrichtung der Planetentafeln erkennt der sich dafür Inter-
essirende am besten aus den einzelnen Tafeln selbst, weshalb hier
davon Abstand genommen wird. Zur Ableitung der Planetenörter
dienen gegenwärtig bei Mercur, Venus und Mars die von Leverrier
im V. und VI. Bande der Annalen der Pariser Sternwarte gegebenen
Tafeln, die sich durch eine sehr grosse Genauigkeit auszeichnen. Weit
weniger genau sind die älteren Tafeln des Jupiter, Saturn und Uranus
von Bouvard; für Neptun hat neuerdings Newcomb sehr genaue
Tafeln geliefert. Um einen Begriff von der Genauigkeit der heutigen
Planetentafeln zu geben, will ich hier nach Beobachtungen auf der Stern
warte Kremsmünster, die Differenzen zwischen der Beobachtung und der
Vorausberechnung für die beiden Planeten Mars und Uranus mittheilen.
M a r s.
Zeit. Differenzen zwischen Vorausbostimniung und Beobachtung
nach Leverrier’s Tafeln.
1869.
In Rectascension.
In Declination.
Februar 17. .
. — 0,30 Bogensecunden.
— 1,4 Bogensecunden.
* 22. .
. +0,90
-1,2
„ 25. .
. + 0,30
-1,4
März 4. .
. - 0,45
- 1,5
April 28. .
• -0,45
- 2,7
Mai 2. .
. -1,05
-3,1
Klein, Astronomie. 25