Full text: Populäre astronomische Encyclopädie

Sonne. 
409 
1611 erschien und dessen Beobachtungen bis zum Anfänge dieses Jahres 
zurückgehen. 
Was die scheinbaren Bewegungen der Sonnenilecke über die Scheibe 
der Sonne anbelangt, so sind diese von Ost nach West gerichtet und 
zwar gebrauchen die einzelnen Flecke 13 Tage, um von einem bis 
zum andern Sonnenrande zu gelangen. Die wahren Bahnen der Flecke 
sind natürlich Kreise; als solche erscheinen sie uns indess niemals. 
Gegen den 5. Juni, wenn die Sonne in den Zwillingen steht, erscheinen 
die Bahnen der Sonnenflecke als gerade Linien, die mit der Ebene der 
Erdbahn einen Winkel von etwa 7 '/ 2 ° machen. In den darauf folgen 
den Monaten krümmen sich die Bahnen der Flecke immer mehr und 
mehr, und beschreiben Ellipsen, deren grosse Axe der Ekliptik parallel 
und deren hohle Seite nach Nord gekehrt ist. Die grösste Krümmung 
zeigen diese Ellipsen gegen den 5. September, wenn die Sonne in der 
Jungfrau steht, und von jetzt ab werden diese Ellipsen immer schmaler 
und schmaler, bis endlich gegen den 5. December die Bahn der Flecke 
wieder eine gerade Linie ist. Offenbar befindet sich die Erde zur Zeit, 
wenn die Bahnen der Sonnenflecke als gerade Linien erscheinen, in der 
Ebene des Sonnenäquators, und da an den genannten beiden Tagen 
die heliocentrische Lauge der Erde *253° und 75° beträgt, so muss 
offenbar die Knotenliuie des Sonnenäquators mit der Ekliptik dieselbe 
Länge haben. 
Wie bereits bemerkt, dauert die Sichtbarkeit eines Flecks auf der 
Sonnenscheibe, indem er von einem bis zum andern Sonnenrande geht, 
etwa 13 Tage; nach etwa 14 Tagen wird er am Ostrande wieder sichtbar 
(natürlich, falls der Fleck sich nicht inzwischen auflöste), so dass die 
scheinbare Rotationsdauer der Sonne 27 Tage dauert. Um hieraus die 
wahre Umdrehungszeit abzuleiten, muss man bedenken, dass innerhalb 
dieser 27 Tage, die Erde etwa 26° in ihrer Bahn zurücklegt, der Fleck 
also nicht bloss 360° des Umfangs der Sonnenkugel, sondern noch 
überdies 26° zurückzulegen hat, um wiederum im östlichen Sonnen 
rande zu stehen. Man hat daher zur Bestimmung der wahren Rota 
tionsdauer der Sonne die Proportion: 
386° : 360 u = 27 d : x d , 
oder x = 25% 0 Tage oder 25 Tage 4'/ 3 Stunden. Nach zahlreichen 
und genauen Beobachtungen von Spörer ergiebt sich die Rotations 
dauer der Sonne genauer zu 25 Tagen 5 h 38 m . Dieser Werth ist 
übrigens auch nur eine Annäherung an die Wahrheit, einestheils weil 
die meisten Sonnenflecke nur kurze Zeit andauern, dann aber auch, 
weil dieselben ihre Gestalt unaufhörlich verändern und ausser der roti- 
renden noch eigne Bewegungen besitzen. 
Erst in dem zweiten Viertel unseres Jahrhunderts zeigte Lau 
gier mit voller Gewissheit, dass eine Eigenbewegung der Flecken 
existirt. Er gelangte zu diesem Resiütate, indem er den Bogen auf 
der Sonnenkugel maass, um welchen mehrere Flecken zu verschiedenen 
Zeiten von einander entfernt standen. Diese Entfernung betrug z. B. 
für zwei Flecke am 24. Mai 1840 nahezu 73° 30'. Schreibt man 
die Aenderung der Bewegung einem einzigen der beiden Flecken zu, so
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.