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Sonne.
ergiebt sich hierfür eine Geschwindigkeit von bisweilen mehr als 300 Fuss.
Die Neigung des Sonnenäquators gegen die Ebene der Erdbahn fand
Laugier gleich 7° 9'. Es liegt nahe zu vermuthen, dass in den Orts
veränderungen der Sonnenflecke, d. h. in den Eigenbewegungen der
selben ein bestimmtes Gesetz sich auspräge, aber erst in der neuesten
Zeit sind durch Car rington und Sporer die Grundlagen geliefert
worden, auf denen sich weiter bauen lässt. Diese Beobachter fanden,
dass die Flecken der höheren Breiten, also diejenigen, welche weit ent
fernt vom Sonnenäquator sich befinden, übereinstimmend ein Hinauf
rücken nach dem nächsten Pole zeigen, während sie gleichzeitig mit
dem ganzen Sonnenballe sich um dessen Axe drehen. Die Bewegung
der Flecke ist also eine spiralförmige. Die mittlere Rotationszeit der
Sonne nimmt Spörer zu 25,2345 Tagen (25‘ 5 h 38 m ) an. Betrachtet
man die Gestalt der Flecke genauer und unter Anwendung sehr starker
Vergrösserungen, so ergiebt sich, dass dieselbe niemals eine auch nur
annähernd regelmässige ist. Sie zeigen sich eckig und zerrissen,
gleichsam wie ausgeschnitten und von einer minder dunkeln Hülle,
dem Halbschatten, Hof, oder der sogenannten Penumbra umgeben,
welche oftmals die Contur des eigentlichen Kernfleckens getreulich
wiederholt. Letzterer ist nicht scharf begrenzt, ebenso wenig wie die
umgebenden Höfe; die scharfen Grenzen vieler Flecke sind nur schein
bare, hervorgerufen durch schwache Yergrösserung und ein sehr dun-
keles Blendglas. Bei Anwendung starker Vergrösserungen erscheinen
die Grenzen der Flecke ebenso wenig scharf wie diejenigen unserer
Haufenwolken.
Die Grösse dieser Gebilde ist sehr verschieden; man findet sie
von den kleinsten nur in sehr kraftvollen Fernrohren sichtbaren Punkten
an, welche sporadisch und ohne Halbschatten auftreten, bis zu jenen
grossen Flecken, deren Ausdehnung die Oberfläche unserer ganzen Erde
häufig um ein Vielfaches übertrifft, und die bisweilen selbst dem blossen
Auge sichtbar sind. Was die allgemeine Vertlieilung der Flecken auf
der Sonnenscheibe betrifft, so erscheinen sie am grössten zwischen dem
5. und 30. Grad nördlicher und südlicher Breite, kleiner um die beiden
Sonnenpole und den Aequator herum. In Folge dieser Contraste hat
sich lange die Meinung erhalten, die Flecken seien innerhalb jener
Zonen (zwischen dem 5. und 30. Grad nördlicher und südlicher Breite)
auf der Sonnenoberfläche am häufigsten. Oft wird die Sonne als flecken
frei angegeben, während in der That eine sehr grosse Menge kleiner
und schwacher Flecke existiren, die sich bisweilen selbst bis in die
unmittelbare Nähe der Sonnenpole erstrecken, aber nur in guten Fern
rohren sichtbar sind. Solch’ kleine Flecken sind niemals so dunkel
wie die grösseren, sondern durchgängig bloss matter als die mattesten
Höfe; sie erscheinen als ein dunkles, von Lichtnebel überwogtes Terrain.
Nicht immer bleiben sie in diesem Stadium der Entwicklung; bisweilen
nimmt ihre Grösse und Deutlichkeit zu, meist aber verschwindet das
Gebilde schnell und unmerklich. Im Allgemeinen treten die Flecken
nicht einzeln sondern in grösseren Gruppen zusammen auf, welche dann