Sonne.
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nicht selten gemeinsam von einem einzigen grossen Hofe umschlossen
werden. Spörer hat gefunden, dass die eigene Bewegung der ein
zelnen Fleche einer Gruppe, nicht für alle die gleiche ist. Während
die Dauer der kleinsten Flecke, die von einigen Beobachtern auch
Poren genannt werden, eine sehr beschränkte ist, haben die grösseren
Flecke im Allgemeinen einen längeren Bestand. Im Jahre 1779 er
hielt sich ein grosser, dem blossen Auge sichtbarer Fleck 6 Monate
hindurch, und Schwabe in Dessau sah 1840 eine Fleckengruppe
während 8 Sonnenrotationen wiederkehren. Obgleich die örtliche Ent
stehung und Ausbildung der einzelnen Sonnenflecke sehr zufälligen,
unregelmässig wirkenden Einflüssen zu unterliegen scheint, so ist doch
die Gesammthäufigkeit der Flecken an eine bestimmte und feste Periode
geknüpft, deren Vorhandensein zuerst Schwabe durch langjährige,
mit unermüdlicher Sorgfalt angestellte Beobachtungen erwiesen hat.
Derselbe fand, dass seit dem Jahre 1862 die Häufigkeit der Flecken
und Gruppen innerhalb eines Zeitraumes von etwa 10 Jahren ab- und
zunimmt, und Wolff in Zürich hat dieses Resultat in Folge einer um
fassenden Arbeit dahin bestätigt, dass jene Periode 11‘/n Jahre be
trägt, ein Jahrhundert also gerade 9 Perioden umfasst. Die Beob
achtungen von Balfur-Stewart und Tait, welche sich auf die Zu-
und Abnahme der Grösse einzelner Flecken beziehen und bei denen
die photographische Aufnahme der Sonnenoberfläche eine wichtige Rolle
spielte, haben bis jetzt kein sicheres Resultat geliefert. Die Beobachter
schliessen aus den Zeichnungen, dass stets die unter demselben Längen
grade auf der Sonnenoberfläche befindlichen Flecke in gleichem Sinne
sich verändern, d. h., entweder zusammenwachsen oder gleichzeitig an
Grösse abnehmen. Balfur-Stewart erklärt diese angenommene That-
sache aus den Stellungen der Planeten Merkur und Venus, denen eine
gewisse Wirkung auf die Entwicklung der Flecke beigelegt wird. Doch
ist die Thatsache einer gleichzeitigen Zu- oder Abnahme aller Flecken
unter demselben heliographischen Längengrade noch keineswegs sicher
festgestellt, um so weniger also die dafür gegebene Erklärung. Die
Sonnenflecke erscheinen im Allgemeinen dem beobachtenden Auge
vollkommen schwarz; nichts desto weniger sind sie dennoch hell, und
Herschel schätzt ihre Lichtintensität auf V:l ooo des Sonnenlichtes.
Nun ist nach den sehr genauen Messungen Zöllner’s die Sonne
618,000 Mal heller als der Vollmond; sonach würde also ein schwarzer
Kernfleck noch immer 4626 Mal mehr Licht ausstrahlen, als eine gleich
grosse Fläche des Vollmondes. Diese Resultate sind zwar nur An
näherungen, aber man wird ihre principielle Richtigkeit nicht in Ab
rede stellen können, wenn man erwägt, dass das blendende Drum-
mond’sche Kalklicht auf die Sonnenscheibe projicirt, einen schwarzen
Flecken bildet. Neben den mehr oder minder dunkeln Sonnenflecken
und meist in der Nähe derselben zeigt die Oberfläche der Sonne auch
hellere Stellen, welche Sonnenfackeln genannt werden. Die Gestalt
derselben ist sehr mannigfaltig; meist zeigen sie sich als mehr oder
minder zusammengedrängte rundliche Formen, oft aber auch als lange,
aderartig verlaufende Lichtstreifen, die am deutlichsten in der Mitte