Full text: Populäre astronomische Encyclopädie

428 
Spiegeltelescope. 
Vortheil dieser beiden Constructionen gegenüber der Newton’schen 
besteht darin, dass der Beobachter wie beim gewöhnlichen Fernrohre 
sich dem zu beobachtenden Objecte zukehrt; dafür leiden aber beide 
Telescope unter Anderem an dem grossen Nachtheile, dass der schönste 
Theil des Spiegels verloren geht. 
Bradley und Pound haben ein von Hadley construirtes New- 
ton’sches Telescop von 5 Fass Brennweite hinsichtlich seiner Leistungs 
fähigkeit einer genauen Untersuchung unterworfen. Sie fanden, dass 
es eine gleich starke Vergrösserung ertrug wie das berühmte Fernrohr 
von Huyghens, dessen Brennweite 122 Fuss betrug, dass ferner die 
Helligkeit beider Instrumente sehr nahe dieselbe, das Spiegeltelescop 
dagegen ungleich bequemer zur Beobachtung war. Noch grössere Vor 
züge wusste Short seinen Spiegeltelescopen zu geben; seine 7füssigen 
Reflectoren besassen eine Oeffnung von 12 ! / r , engl. Zoll, und ertrugen 
Vergrösserungen bis zu 800 Mal. Der Preis eines solchen Instruments 
war 300 Guineen. Durch Erfindung der achromatischen Fernrohre 
liess der hohe Ruf, dessen sich die Spiegeltelescope bis dahin erfreuten, 
beträchtlich nach. Man fand bald, dass Dollond’sche Achromate von 
5 Fuss Brennweite in den meisten Beziehungen selbst lOfüssigen Re 
flectoren überlegen waren; dennoch war es W. Herschel Vorbehalten, 
die Spiegeltelescope wiederum zu grossem Ansehen zu bringen. Die 
von diesem berühmten Beobachter selbstverfertigten Spiegel von 7, 10, 
20 Fuss Brennweite zeigten eine solche Vollendung und optische Kraft, 
dass schlechterdings keine andere, gleichzeitig vorhandenen Instrumente 
damit zu vergleichen waren. In der letzten und vollendetsten Con- 
struction liess Herschel den kleinen Spiegel ganz weg und stellte 
dafür den Hauptspiegel etwas schief gegen die Axe des Rohres. Das 
Ocular befand sich dann am offenen Ende des Instruments, so dass 
also der Beobachter dem zu beobachtenden Gegenstände den Rücken 
kehrte. Natürlich kann eine solche Einrichtung bloss bei sehr grossen 
Instrumenten mit Vortheil angebracht werden, da andernfalls der Kopf 
des Beobachters zu viel Raum wegnehmen und das offene Ende des 
Telescops bedecken würde. Herschel nannte die solcher Art einge 
richteten Instrumente Front-view-Telescope und mit ihnen, welche die 
grösste Lichtstärke besassen, hat er die feinsten Beobachtungen und 
Entdeckungen gemacht. Das grösste Telescop, dessen sich Herschel 
bediente, war das im Jahre 1789 vollendete 40füssige Riesentelescop, 
dessen Spiegel 49'/2 Zoll Durchmesser und ein Gewicht von über 
2000 Pfund besass. Das Instrument hat indess keineswegs ganz die 
gehofften Dienste geleistet, einestheils weil der Himmel in England nur 
selten die für Anwendung der vollen optischen Kraft eines solchen 
Fernrohres nöthige Reinheit besitzt, dann auch, weil der Spiegel sich 
bald bezog und trotz aller Mühe nicht wieder in der vormaligen Voll 
endung herzustellen war. Gleichzeitig mit Flerschel haben in Deutsch 
land Schröter und Schräder grosse Spiegeltelescope verfertigt, ohne 
dass diese jedoch die Vollendung der Herschel’schen Instrumente er 
reichten. In neuerer Zeit haben Lasseil in Liverpool und Lord Rosse 
in Parsonstown Riesenreflectore hergestellt, welche selbst die Instru
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.