Full text: Populäre astronomische Encyclopädie

Struve. 
4.10 
tionen, so ist die scheinbare Polhöhe = ’/ 2 H und die wahre = V 2 (H—R). 
Für einen andern, weiter vom Pole abstehenden Stern seien diese 
Summen H' und R', so werden dann wieder die beiden Polhöhen ’/ 2 H' 
und '/ 2 (H'— R') sein, also ist 
H' - R' = H - R, 
und da aus den Beobachtungen die Differenz H' — H der scheinbaren 
Polhöhen gegeben ist, so kennt man die Differenz R' — R' der Summen 
der zwei letzten Refractionen über die Summen der zwei ersten, 
nämlich: 
R' - R = H' - H. 
Hätte man z. B. beoachtet 
des Polarsterns 
grösste Höhe 
= 50° 14' 18" 
= h, 
Y) 
kleinste „ 
= 46 49 45 
= h, 
a Persei 
grösste „ 
= 89 20 40 
= h' 
kleinste „ 
= 7 48 28 
= h' 
so ist aus dem ersten 
H = 97° 4' 3", 
aus dem zweiten 
IF = 97° 9' 8", 
also auch 
R' — R = 5' 5" = 305". 
"Wäre das Verhältnis dieser Refractionen zu einander bekannt, 
so könnte man die Refractionen selbst finden. Es verhalten sich aber 
in nicht zu kleinen Höhen die Refractionen wie die Tangenten der 
scheinbaren Zenithdistanzen, also ist: 
(cotang h' -+- cotang li') — (cotang h -t- cotang h) : cotaug li 
= 305" : 48,6" Refraction für 50° 14' scheinbare Höhe, 
(cotang h' -+- cotang h') — (cotang h + cotang li) : cotaug h 
= 305" : 54,8" für 46° 50', 
und ebenso findet man: 
0,6" Refraction für 89° 21' scheinbare Höhe und 6' 47,8" Refraction 
für 7° 48' scheinbare Höhe. Also ist auch R = 1' 43,4", R' == 6' 48,4" 
und H — R = 97° 2' 19,6", H' — R' = 97° 2' 19,6" und deren Plälfte 
giebt die gesuchte Polhöhe = 48° 31' 9,8". Aber wahre Höhe von 
a Persei = li' — 0,6" = 89° 20' 39,4", Polardistanz von a Persei 
= 40 u 49' 29,6". Fällt eine dieser Höhen auf die Südseite vom Zenith, 
so ist ihre Cotangente negativ. 
Kennt man aber die Polhöhe des Beobachtungsortes und die De- 
clination des beobachteten Sterns, so lässt sich aus jeder beobachteten 
Höhe des Sterns, wenn man sie mit der berechneten vergleicht, die 
dieser Höhe entsprechende Refraction ableiten. Wiederholungen und 
allmälige Correction sind hier freilich unvermeidlich, da die Bestim 
mung der Polhöhe schon die Kenntniss der Refraction voraussetzt.” 
Struve, Friedrich Georg Wilhelm von, berühmter Astronom, geb. 
am 15. April 1793 zu Altona, gest. am 24. Nov. 1865 zu Petersburg, 
wurde bereits 1813 zum ausserordentlichen Professor der Astronomie und
	        
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