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Z eitbe stiin mun g.
der Astronom den Gang und die Angaben seiner Uhr durch Beobach
tungen der Durchgänge von, ihrem Orte nach wohlbestimmten Sternen,
durch den Meridian, am Passageuinstrumente. Die Beobachtung der
Durchgänge eines Fixsterns hinter den verticalen Fäden des Instru
ments giebt die Uhrzeit der Culmination, und indem man diese mit
der berechneten Zeit des Meridiandurchgangs vergleicht, erhält man
sofort den Fehler der Uhr. Selbstredend muss das Passageninstrument
in seinen einzelnen Theilen berichtigt und genau im Meridian aufge
stellt sein.
Hat man kein Passageninstrument im Besitz, so kann natürlich
die oben angegebene Methode der Zeitbestimmung nicht angewandt
werden. 0Ibers hat jedoch für diesen Fall auf ein Verfahren hinge
wiesen, das geeignet ist, sehr befriedigende Resultate zu liefern. Beob
achtet man nämlich das Verschwinden eines Fixsterns hinter einem
entfernten terrestrischen Objecte, z. B. einem Thurme, einem Blitz
ableiter, so -wird dieser Stern, wenn das Fernrohr, mittels dessen
man sein Verschwinden beobachtet, wieder in dieselbe Lage gebracht
wird, jeden Tag zu derselben Sternzeit hinter das betreffende Object
treten. Man kann aber dem Fernrohre sehr leicht stets nahe dieselbe
Lage geben, wenn man z. B. seinen Stand auf einer Fensterbank oder
auf dem Boden durch einen Strich bezeichnet. Kennt man nun die
Correction der Uhr für einen Beobachtungstag, entweder aus correspon-
direnden Höhen oder durch Vergleichung mit der Uhr einer Stern
warte, so kennt man gleichzeitig die (mittlere oder Stern-) Zeit des
Verschwindens des fraglichen Fixsterns für diesen Tag und kann daraus
die Zeit für die übrigen Tage leicht ableiten. So beobachtet z. B.
0Ibers das Verschwinden von o Coronae am 6. September 1800 um
ll h 14 m 20,7’ mittlere Zeit von Bremen, während die Correction der
Uhr (durch correspondirendirende Höhe bestimmt) -f- 8 m 57,6’ war.
Der Stern verschwand also um ll h 23 m 18,3 mittlere Zeit. Am
12. September verschwand er um 10 h 49 m 21’. Da die Acceleration der
Fixsterne in 6 Tagen 23 m 55,4’ beträgt, so war an jenem Tage die
mittlere Zeit seines Verschwindens: ll h 23 m 18,3' — 23 m 55,4’ = 10 h
59 m 42,9’, die Uhr zeigte 10 h 49 m 21’, die Correction gegen mittlere
Zeit betrug also + 10 m 21,9’. Ueber die Zeitbestimmung aus corre-
spondirenden Höhen s. d. Artikel.
Wenn die Polhöhe cp des Beobachtungsortes und die scheinbare
Poldistanz p des Sternes, den man beobachtet, bekannt sind, so kann
man die Zeit auch aus einer einzigen Höhe desselben besimmen. Nennt
man nämlich die beobachtete und um die Refraction vermehrte Zenith
distanz z, den Stundenwinkel s, so ist:
cosz — smcp cosp
s = r 1 —.
cos cp smp
Addirt man zu s die scheinbare Rectascension des Sternes, so hat
man sofort die gesuchte Sternzeit der Beobachtung. Beobachtet man
die Sonne, so giebt ^ unmittelbar die wahre Zeit der Beobachtung.
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