Full text: Populäre astronomische Encyclopädie

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Commutationswinkel — Oompass. 
direct und hierauf das Bild desselben, welches von einem Quecksilber 
horizonte zurückgeworfen wird. Das Fernrohr durchläuft hierbei einen 
Bogen, der gleich der doppelten Höhe des Sternes über dem Horizonte 
ist und der Collimationsfeliler ergiebt sich gleich der halben Summe 
der Winkelangaben, auf welche die Visirlinie am Rande des Kreises 
in den beiden Beobachtungen zeigt. Aus der vorstehenden Figur er 
sieht man übrigens sofort die Richtigkeit dieser Behauptung, indem bei 
der directen Beobachtung die Yisirlinie auf 60°, bei der Beobachtung 
im Quecksilberhorizonte aber auf 0° steht und die halbe Summe dieser 
Zahlen = 30° ist, wie bereits bekannt war. Eine andere Methode den 
Collimationsfehler eines Instrumentes ohne künstlichen (Quecksilber-) 
Horizont zu finden, besteht in der Umkehrung des Instruments, doch 
kann hierauf und auf die speziellem Verfahrungsarten bei den ver 
schiedenen Instrumenten nicht weiter eingegangen werden. 
Commutationswinkel. Denkt man sich vom Orte eines Planeten 
eine senkrechte Linie auf die Ebene der Erdbahn gezogen und zieht 
von dem Punkte, wo sie diese trifft, eine gerade Linie nach dem Mittel 
punkte der Sonne, so bildet diese Linie mit derjenigen, welche vom 
Mittelpunkte der Erde nach der Sonne gezogen wird, einen Winkel, 
welcher Commutationswinkel heisst. Dieser Winkel ist daher gleich 
dem Unterschiede der heliocentrisclien Länge der Erde und des Planeten. 
Compass heisst eine, mit einem eingetheilten Kreise versehene, in 
ihrem Schwerpunkte unterstützte und in horizontaler Richtung frei 
bewegliche Magnetnadel, welche dazu dient, den Bogen des Horizonts 
zwischen einer beliebigen Richtung und dem magnetischen Nordpunkte 
zu bestimmen. Die Magnetnadel ist meist in eine messingne, oben mit 
einem Glasdeckel versehene Büchse eingeschlossen und der Art in einem 
System von Ringen aufgehängt, dass das Compassgehäuse stets eine 
verticale Lage ein zu nehmen strebt und von den Schwankungen des 
Schiffs möglichst wenig beeinflusst bleibt. 
Schon um die Mitte des 7. Jahrhunderts v. Chr. waren den Japa 
nesen sogen, magnetische Wagen bekannt, aber erst 2000 Jahre später 
berichtet Tscheu-tha-kuon, dass sich die Chinesen des Compasses be 
dienten; um dieselbe Zeit (d. h. zwischen 1226 und 1270 nach Chr.) 
kannten aber auch schon französische Seefahrer die Magnetnadel und 
bedienten sich derselben. Jedenfalls ist unser gegenwärtiger Seecompass 
eine europäische Erfindung, denn der Compass, den die Chinesen noch 
heute auf See gebrauchen, ist kein anderer als unser Landcompass. 
Bei diesem letztem befindet sich die Eintheilung des Horizonts am 
Grunde der Büchse und die Nadel sjuelt frei über derselben, allein 
ein solcher Compass, der schon vor Gioja (der um 1300 lebte) existirt 
hat, ist für den Seemann so gut wie unbrauchbar, weil er um seine 
Richtung ablesen zu können, das Schiff immer erst in den Wind müsste 
laufen lassen und zudem auch keine Peilungen vornehmen könnte. 
Gioja ist wahrscheinlich der Erste gewesen, der diesem Mangel 
dadurch abgeholfen hat, dass er die Theilung (Windrose) auf die Magnet 
nadel legte und mit dieser fest verband. Auf diese Weise konnten 
alle Striche ihre richtigen Namen behalten, man konnte Wind und Cours
	        
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