Vorrede zur zweiten Auflage.
Ais das nunmehr in zweiter Auflage vorliegende Buch vor acht
Jahren als erster Versuch einer Zusammenfassung der gesamten von
der Chemie mit Hilfe des elektrischen Stromes gefundenen Tatsachen
geschrieben wurde, befand sich die Elektrochemie fast in einer ähn
lichen Lage wie am Beginn des 19. Jahrhunderts: sie stand im
Mittelpunkte des Interesses. Mit gewaltigem Eifer wurde allüberall mit
Elektrizität gearbeitet, die Patentanmeldungen wuchsen lawinenartig
an, und die Hoffnungen unzähliger Erfinder waren aufs höchste ge
spannt. Es war damals nicht möglich, sich ein klares Bild von dem
zu machen, was von all den vielen „Erfindungen“ einen Erfolg be
deutete, was nicht; selbst von denjenigen Prozessen, die bereits zu
technischer Brauchbarkeit durchgearbeitet waren, war ihre Wirtschaft
lichkeit, die von vielen damals noch unbekannten Faktoren ahhing,
erst zu erweisen. Heute bietet sich uns ein ganz anderes Bild. Eine
große Reihe von elektrochemischen Reaktionen ist theoretisch und
praktisch vollkommen durchgearbeitet und hat in mehrjährigem
Betriebe die Feuerprobe bestanden; eine ganze Anzahl von praktisch
wichtigen Prinzipien wie der Einfluß des Elektrodenmaterials, der
Ueberspannung u. s. w. auf den Verlauf elektrolytischer Reaktionen ist
wissenschaftlich festgelegt und von der Technik aufgenommen worden.
An die Stelle des stürmischen Darauflosgehens ist auf allen Seiten ein
ruhiges, zielbewußtes Arbeiten getreten, das weitere bedeutungsvolle
Erfolge verheißt. Auch das Geheimnisvolle, das vor wenigen Jahren noch
jeden elektrochemischen Betrieb gespensterhaft umgab, ist vielfach ver
schwunden, so daß man, wenn auch nicht in allen Einzelheiten, so
doch im allgemeinen die bewährten Arbeitsverfahren der interessantesten
elektrochemischen Fabriken kennt. So mußte naturgemäß die zweite
Auflage des Handbuchs eine völlige Neubearbeitung erfahren; der
theoretische Teil mußte bei aller Beschränkung eine Ergänzung und