Wasserstoff.
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leitend, und es tritt dann Elektrolyse zwischen den einzelnen Win
dungen der Platinfolie ein, durch welche das Rohr an der Kathoden
seite der einzelnen Windungen angefressen und das Platin wahrscheinlich
durch Aufnahme von Silicium spröde gemacht wird und schneller Zer
störung anheimfällt. Ebenso verhalten sich Rohre aus geschmolzener
Magnesia. Die Temperatur im Rohrinnern schwankt je nach der Länge
der Röhren um einige Grade; sie ist außerdem nicht wesentlich ver
schieden von der Temperatur der Platinfolie, so daß die Reaktions
temperatur im Rohre aus der Veränderung des Widerstandes der
Heizspirale stets annähernd berechnet werden kann.
Selbstverständlich steht nichts entgegen, die Luft aus dem Rohre
durch ein anderes Gas zu verdrängen und Reaktionen im Wasserstoff-,
Stickstoff- etc. Strome vorzunehmen.
Wasserstoff.
Daß Wasser, welches durch Zusatz von Säuren, Basen oder Salzen
leitend gemacht ist, durch den elektrischen Strom in Wasserstoff und
Sauerstoff zerlegt wird, ist ebenso bekannt, wie daß diese beiden Gase
durch den elektrischen Funken wieder zu Wasser vereinigt werden
können.
Für den Zersetzungspunkt von angesäuertem Wasser ist bisher
übereinstimmend ca. 1,67 Volt gefunden worden. L. Glaser 1 ) be
obachtete dagegen den Beginn einer rapiden Erhöhung der Strom
intensität schon bei 1,07 bis 1,08 Volt, d. h. bei dem Werte der
elektromotorischen Kraft der Gaskette. Allerdings ist diese Erhöhung
unvergleichlich viel geringer als die bei 1,67 Volt zu beobachtende.
Es zeigt sich also auch auf diesem Wege, daß Bildung und Zersetzung
des Wassers ein reversibler Vorgang ist.
Außer dem bei 1,08 Volt liegenden Intensitätssprunge wurde ein
solcher noch bei 0,59 Volt gefunden. Dieser Zersetzungspunkt tritt
bei Versuchen, bei welchen die Versuchselektrode Anode ist, sowohl
hei Säuren als auch ganz besonders bei Basen auf; der Grund dafür
liegt in der Abscheidung eines Anions, welches den sauren und basi
schen Elektrolyten gemeinsam, in den letzteren aber in weit größerer
Menge vorhanden ist. Es ist dies das Hydroxylion. Nachdem das
selbe seine negative Ladung abgegeben hat, zersetzt es sich im Sinne
der Gleichung 4 OH = 2H 2 0 -f- O 2 ; den Sauerstoff sieht man dann an
der Anode entweichen. Zur Abscheidung des Sauerstoffs sind also
0,59 Volt, zu der des Wasserstoffs 1,08 Volt erforderlich. Beide Werte
addiert geben den für Säuren und Basen gemeinsamen Zersetzungs
punkt 1,67 Volt 1 ).
Die mannigfachen Apparate, welche zur Zersetzung des Wassers
und zum Auffangen des Knallgases bezw. der einzelnen Bestandteile
im Laboratorium dienen, sind jedem geläufig, so daß darüber kein
Wort verloren zu werden braucht. Die Fortschritte in der Elektro
chemie haben aber zu Versuchen geführt, den Wasserstoff — und
den gleichzeitig entstehenden Sauerstoff — im großen durch Elek-
9 Glaser, Zeitschr. f. Elektroch. 4, p. 373 und 397.
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