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Jod. Fluor.
doch Ueberzüge von Magnesiumhydroxyd und harte Krusten von Mag-
nesiumoxychlorid an den Kathoden fest, wodurch auch die Tragkonus
in ihren Höhlungen festwuchsen und bei der gelegentlichen Reinigung
der Zellen schwer herauszunehmen waren. Deshalb wurden die Kohle
kathoden später durch Kupferblech ersetzt und in die Tonzellen eine
Scheidewand aus einem dünnen Holzbrett gesetzt. Letzteres geschah,
um der durchfließenden Lauge die ab- und aufsteigende Richtung vor
zuschreiben.
Jedes der Bäder arbeitete mit 150 A. bei 3,4 Volt; die Polari
sation betrug 1,7 Volt. Die Stromdichte an den Elektroden — die
wirksamen Anoden- und Kathodenoberflächen waren gleich groß —
betrug 115 A./qm, der Widerstand jedes Kastens 0,011 Ohm.
Von 44 Bädern wurden in 24 Stunden etwas über 300 kg Roh
brom erzeugt; die Stromausbeute betrug 68 bis 70°/o der theoretischen
Ampereleistung. Diese Zahl bezieht sich auf das rektifizierte, chlor
freie Brom, so daß die wirkliche Stromausbeute etwas höher ist.
Erwähnt sei das Verfahren von Kossuth 1 ), welches aus denselben
heißen Rohlaugen wie das vorige Verfahren das Brom ausscheidet in
diaphragmenlosen Apparaten mit doppelpoligen Kohleelektroden, wie
sie sehr ähnlich von Haas und Oettel für die Herstellung von Bleich
laugen (s. S. 438) verwendet werden. Die Stromausbeute bleibt aber bei
dieser Anordnung erheblich hinter der vorerwähnten zurück.
Jod.
Das Jod wird bei der Elektrolyse von Jodidlösungen noch vor
dem Brom ausgeschieden; seine Gewinnung ist leichter, da es sich, in
Wasser kaum löslich, in fester Form ausscheidet. Die für Bromfabri
kation geeigneten Verfahren sind im großen und ganzen auch für die
Abscheidung des Jods brauchbar.
Fluor.
Weit zurück reichen die Versuche, aus Fluorverbindungen das
Element Fluor abzuscheiden, doch die Eigenschaften desselben, seine
große Verwandtschaft zu allen Elementen vereitelten alle derartigen Be
mühungen ; auch der elektrische Strom wurde zur Hilfe herangezogen.
So elektrolysierte Knox Fluorwasserstoffsäure 2 ) und erhielt dabei ein
Gas, welches er für Fluor hielt, das aber jedenfalls keins war, denn
von der großen Affinität zu anderen Elementen war nicht viel zu
merken. Bartoli und Papasogli, welche ebenfalls konzentrierte
Fluorwasserstoffsäure mit Kohleelektroden der Stromwirkung unter
warfen, haben dabei wohl eine Zerlegung erzielt, doch zog das ab
geschiedene Fluor die Anodenkohle sogleich mit in Reaktion [Note 3 )
und historischer Teil], so daß sie das Element nicht fassen konnten.
Ebenso ist Fremy 4 ) die Elektrolyse von Fluorcalcium gelungen:
fl D.R.P. Nr. 103644 von 1897.
2 ) Journ. f. prakt. Chern. 20, p. 172.
3 ) L’Orosi 11, p. 397.
4 ) Compt. rend. 40, p. 965.