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Ozon.
Fluor verbindet sich direkt mit Kohlenstoff, und zwar zeigen die verschiedenen
Modifikationen desselben ein verschiedenes Verhalten: reiner trockener Lampenruß
gerät im Fluorstrom sofort ins Glühen, Holzkohle entzündet sich plötzlich nach
einiger Zeit, und zwar entweder freiwillig, wenn sie locker, oder nach dem Er
wärmen auf 50 bis 100°, wenn sie kompakter ist. Retortenkohle verbindet sich
erst bei Rotglut, Graphit aus Gußeisen und von Ceylon schon hei etwas niedri
gerer Temperatur, Diamant noch nicht bei Rotglut mit Fluor. Dabei entsteht
meist ein Gemisch gasförmiger Fluorverbindungen, wie Tetrafluorkohlenstoff etc.
Durch flüssigen Sauerstoff abgekühltes Fluor greift Glas nicht mehr an; Si, B,
C, S, P und Fe werden nicht mehr glühend, Jod wird aus Jodiden nicht mehr
durch Fluor verdrängt. Dagegen zersetzt dasselbe noch unter Leuchterscheinungen
Benzol und Terpentinöl, sobald deren Temperatur sich über — 180° erhebt. Bei ca.
—185° geht das Fluor in eine hellgelbe Flüssigkeit über 1 ).
Flüssiges Fluor siedet bei —187°; bis —210° abgekühlt, vermindert es
sein Volumen um */i4, ohne aber Neigung zum Festwerden zu zeigen. Fest wird es
erst bei —228°, reagiert aber auch bei dieser Temperatur noch und zwar unter
Explosion mit flüssigem Wasserstoff. Seine Dichte ist = 1,14. Es zeigte keine
Absorptionsstreifen bei der spektroskopischen Untersuchung, ist nicht magnetisch,
zeigt eine kleinere Kapazität als flüssiger Sauerstoff und iöst sich in allen Ver
hältnissen in flüssiger Luft und flüssigem Sauerstoff. Beim Verdampfen eines
Gemisches von letzterem mit Fluor siedet der Sauerstoff zuerst 2 ).
Ozon.
Neben den Hypochloritlösungen wird neuerdings auch Ozon in
steigendem Maße zum Bleichen und Sterilisieren verwendet; das bereits
1886 von Her mite vorgeschlagene Verfahren 3 ) zum Bleichen vegeta
bilischer und animalischer Stoffe, welches in einem Bade von Alkali
hydrat- oder Sulfat mit Platin- oder Kohleanoden und Quecksilber
kathoden Ozon und Wasserstoff erzeugen sollte, welche dann in stat.
nasc. auf Gewebe aller Art bleichend wirken sollten, hat sich wohl nie
bewährt. Die heute üblichen Verfahren sehen auch von der Ozon
erzeugung auf elektrolytischem — und ebenso auf chemischem — Wege
ab und erzeugen das Ozon allein durch Einwirkung der dunklen Ent
ladung auf Luft oder Sauerstoff, die trocken und staubfrei sein
müssen. Ströme niedriger Spannung erzeugen kein Ozon; erst von
einer gewissen Spannung ab, deren absoluter Wert von der Gestalt des
Ozonisators abhängt, beginnt die Ozonbildung und steigt von da ab
beschleunigt mit wachsender Spannung. Von einer bestimmten Span
nung an, die von dem Apparat abhängt, wird die Leistung desselben
proportional dem Quadrat der Spannung (Chassy) 4 ). Man bedarf also
hochgespannter Ströme und verwendet deshalb Sekundärströme, wie sie
der Ruhmkorff z. B. liefert. Als Betriebsstrom wird meist Wechsel
strom verwendet, seltener unterbrochener Gleichstrom; so benutzt das
Sie mens sehe Verfahren 5 ) zur raschen und regelmäßigen Unterbrechung
des Gleichstroms einen rotierenden Kommutator, welcher entweder auf
die Achse des den primären Strom liefernden Dynamos direkt auf
1 ) Moissanu. Dewar, Compt. rend. 124, p. 1202, 125, p. 505 u. 186, p. 641.
2 ) Daselbst 128, p. 1548 (1899).
3 ) D.R.P. Nr. 39390.
4 ) Chassy, Compt. rend. 133, p. 789 u. 134, p. 1298; Zeitschr. f. Elektr. 8,
p. 55 u. 710; A. Ladenburg, Ber. d. deutsch, chem. Ges. 34, p. 3849 (1901);
Alex. d’Hemptinne, Bull. soc. roy. Belgique 1901, p. 612; Chem. Zentralbl.
1902, I, p. 391; C. Frenzei, Zeitschr. f. Elektroch. 9, p. 487 (1903).
5 ) Fröhlich, Elektrot. Zeitschr. 1891, p. 340.