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Antimon.
Der durch den Strom an den Kathoden hervorgerufene Fällungs
prozeß läßt sich durch folgende Gleichungen ausdrücken:
2Na 3 SbS 3 + 6 H = Sb 2 + 6 NaHS,
2K 3 SbS 3 + 6 H = Sb 2 + 6 KHS,
2 (NH 4 ) 3 SbS 3 + 6 H = Sb 2 + 6 NH 4 HS.
Theoretisch — jedoch nicht praktisch — wird das Antimon voll
ständig gefällt und zugleich die Anfangslauge zurückgewonnen, welche
wieder neues Schwefelantimon aus den Erzen aufnehmen kann; diese
Lauge kehrt daher durch 1, 2, 3, 4, 5 wieder in das Rührwerk B
zurück und wird hier mit frischem Erzklein vermischt.
Der in den Anodenabteilungen kreisende Elektrolyt richtet sich
nach den nach der Extraktion des Antimons fallenden Erzrückständen.
Enthalten letztere Gold, Silber, Kupfer, Quecksilber, Wismut, Zink,
Kobalt, Nickel, so kann man als Anodenflüssigkeit ein Alkalichlorid,
wie Kalium-Natrium-Ammonium-Chlorid, verwenden, welches bei der
Elektrolyse sei es gasförmiges, sei es in der Lauge gelöstes Chlor
entwickelt, das in einem zweiten Rührwerke E mit dem auf der
Nutsche D 1 zurückbleibenden Erzrückstande zusammengebracht wird,
wobei die oben erwähnten Metalle in Lösung gebracht und auf der
Nutsche F von der Gangart getrennt werden.
Die Kupfer, Gold, Silber, Wismut, Zink, Kobalt, Nickel enthaltende
Lösung wird mit dem nach den ersten obigen Gleichungen entwickelten
Schwefelwasserstoff zur Gewinnung des betreffenden, in größerer Menge
vorhandenen Metalles behandelt.
Ist auf derartige Metalle in den Erzen nicht Rücksicht zu nehmen,
so kann das Chlor anderweitige Verwendung, z. B. zum Bleichen
finden oder in den Anodenabteilungen mittels eines passend gewählten
Elektrolyten ein den Orts- und Betriebsverhältnissen entsprechender
Oxydationsprozeß eingeleitet werden.
Die zur Einleitung dieses Prozesses wie zum Ersätze der sich er
gebenden Verluste notwendigen Mengen von Schwefelalkalien und Chlor
werden in einem elektrolytischen Apparate H durch Zerlegung von
Alkalichloriden und Einleiten von Schwefelwasserstoff in die Kathoden
abteilung gewonnen.
Es ist selbstverständlich, daß dieses Verfahren in derselben Weise
auf künstliches Schwefelantimon angewendet werden kann; so z. B.
ist es geeignet, um aus im Kupferhüttenbetriebe fallenden Steinen und
Speisen das Antimon zu extrahieren und abzuscheiden, indem man die
selben aufschließt, das Antimon als Sulfuret fällt und dieses der Elek
trolyse unterwirft. Weisen dabei die Steine und Speisen etc. einen
hohen Prozentgehalt an Schwefel auf, so kann man dieselben auch
direkt durch Behandlung mit Schwefelalkalien in Lösung bringen 1 ) 2 ).
Die obigen Gleichungen geben kein ganz zutreffendes Bild von
dem Chemismus der Reaktion, denn erfahrungsgemäß tritt in dem
Maße, wie Antimon ausgeschieden wird, eine Anreicherung des Elektro
lyten an Schwefel ein, welche zur Polysulfidbildung und zur Auflösung
von bereits abgeschiedenem Antimon führt. Dieser Uebelstand soll
sich nach Izart und Thomas 3 ) dadurch beheben lassen, daß man * 2 3
b S. auch Engelhardt, U.S.A.P. Nr. 513619.
2 ) Cf., Vortmann u. Spitzer, D.R.P. Nr. 73826; s. auch Zinn.
3 ) L’Électricien 1902, p. 307, Zeitschr. f. Elektr. 8, p. 710 (1902).