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Boride.
eines orangegelben Chlorürs. Brom beginnt erst bei Dunkelrotglut zu
reagieren, Jod noch nicht bei 600°.
Das Tantal ist ein kräftiges Reduktionsmittel, doch steht es darin
dem Niob, mit dem es sonst die größte Aehnlichkeit besitzt, nach 1 ).
Bor.
Calciumb orid, CaB 62 ), wird durch Erhitzen eines Gemisches von 1000 g
trockenem Calciumborat, 630 g reinem Aluminium und 200 g fein gepulverter
Zuckerkohle im elektrischen Ofen (900 A. 45 Volt) erhalten. Das Produkt wird
mit verdünnter, dann siedender konzentrierter Salzsäure behandelt und mit Wasser
gewaschen. Von dem Rückstand wird eine organische Substanz abgeschlämmt,
eine andere durch Aether und Toluol gelöst, worauf das Borid mit Flußsäure be
handelt, darauf mit Wasser, Alkohol, Aether gewaschen und getrocknet wird. Es
enthält dann noch etwas Graphit und Borkohlenstoff. — Das Calciumborid CaB 6
ist ein glänzendes, mikro-kristallinisches schwarzes Pulver; D 13 = 2,33. Es ritzt
Bergkristall und Rubin; beim Erhitzen im elektrischen Ofen schmilzt es zu einer
homogenen Masse mit kristallinischem Bruch. Wasserstoff ist bei Rotglut ohne
Einwirkung; Fluor greift es in der Kälte, Chlor bei Rotglut an. Bei Rotglut ver
brennt es in Luft wie in Schwefeldampf. Wasser wird unter Entwicklung von
Wasserstoff erst bei 1000° zersetzt, während das geschmolzene (borärmere?) Borid
schon bei gewöhnlicher Temperatur von Wasser unter Bildung von Wasserstoff
angegriffen wird. Salpetersäure wirkt stark ein, ebenso zeigen geschmolzenes
Kaliumkarbonat, -disuliät und -hydroxyd, sowie Bleioxyd, Kaliumnitrat und ähn
liche Oxydationsmittel bei Rotglut heftige Einwirkung; Bromwasserstoff dagegen
reagiert träge.
Strontium borid, SrB 6 , entsteht analog dem Calciumborid aus Strontium
borat, Aluminium und Kohle. D, 5 = 3,28. Es ritzt Bergkristall leicht. Seine
chemischen Eigenschaften gleichen denen der entsprechenden Calciumverbindung,
nur wirkt Fluor erst in der Wärme ein 2 ).
Baryumborid, BaB 6 , entsteht im elektrischen Ofen aus Baryumborat,
Aluminium und Kohle wie das Calciumborid, nur leichter und in größerer Aus
beute. Es stellt kleine, regelmäßige Kristalle von D 15 = 4,36 dar, ist sehr hart,
ritzt Bergkristall und Rubin, aber nicht Diamant. Die chemischen Eigenschaften
gleichen denen des Calciumborids 2 ).
Die Boride des Zirkons, Chroms, Wolframs und Molybdäns Zr 3 B 4 , CrB, WB 2 ,
Mo 3 B 4 entstehen im elektrischen Ofen bei 200 bis 275 A. und 60 bis 70 Volt
aus Mischungen der Metalle mit Bor. Es sind harte, kristalline, spezifisch schwere
Körper, die sehr hoch schmelzen und durch Säuren nicht leicht angegriffen werden.
Die Boride des Kupfers und Wismuts waren nicht zu erhalten 3 ).
Zirkonborid, Zr 3 B 4 , bildet tafelförmige, durchscheinende bis durchsichtige
Kristalle. D = 3,7; Härte = 8.
Chromborid, CrB. D = 5; Härte = 8.
Wolframborid, WB 2 , mikroskopische Oktaeder. D = 9,6; Härte = 8.
Molybdänborid, Mo 3 B 4 . D = 7,105; Härte = 9.
Nickelborid, NiB, wird erhalten 4 ), wenn man im elektrischen Ofen in
einem mit etwas Bor ausgefütterten Kohletiegel Nickelstückchen, die mit etwa 1 /io
ihres Gewichtes gepulverten Bors vermischt sind, ca. 5 Minuten lang einem Strom
von 300 A. und 50 Volt aussetzt. Das kristallinische Rohprodukt wird mit
Salzsäure behandelt, und so das Borid in glänzenden Kristallen — meist in
Prismen — gewonnen, welche durch Waschen mit Wasser, Alkohol und Aether
gereinigt und schnell im Trockenschrank getrocknet werden; feuchte Luft greift,
namentlich bei Gegenwart von Kohlendioxyd, die Kristalle an. Das spez. Gew.
beträgt bei 18° 7,39. Das Borid ritzt Quarz schwer und ist magnetisch.
Chlor wirkt oberhalb Rotgluthitze unter Feuererscheinung und Bildung von
Borchlorid und eines gelben Sublimates, Brom wenig energisch bei beginnender
! ) H. Moissan, Compt. rend. 134, p. 211 (1902).
2 ) H. Moissan, Compt. rend. 125, p. 629.
3 ) Tucker u. Moody, Proc. ehern, soc. 17, p. 129 (1901); Journ. ehern, soc.
London 81, p. 14 (1902).
4 ) Moissan, Compt. rend. 122, p. 424 (1896).