Full text: Handbuch der Elektrochemie

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Graphit. 
lichem Drucke der Kohlenstoff aus dem festen Zustande 
in den gasförmigen mit Uebergehung des flüssigen Zu 
standes übergeht; sowie daß stets, wenn gasförmiger 
Kohlenstoff zu fester Form sich kondensiert, Graphit 
entsteht; ebenso geht auch Diamant bei hoher Temperatur 
in Graphit über, so daß Graphit bei hoher Temperatur 
und gewöhnlichem Drucke die feste Form des Kohlen 
stoffs ist. 
Unter erhöhtem Druck scheint die Kohle indessen doch schmelz 
bar zu sein. Moissan beobachtete Anzeichen dafür und Majorana 1 ) 
schweißte zwei Kokszylinder von 25 mm Durchmesser, die unter 
11000 Atm. Druck zusammengepreßt waren, durch lOmaliges, je 4 bis 
5 Stunden währendes Erhitzen mit 2500 A. auf 2000° zusammen. 
Der Graphit aber existiert in verschiedenen Varietäten, die Moissan 
herstellte, einmal durch Einwirkung hoher Temperatur auf Kohlenstoff, 
sodann durch Kristallisation desselben aus geschmolzenen Metallen, 
stets im elektrischen Ofen. 
Der Graphit ist entweder amorph oder kristallisiert; so bildet 
Graphit aus Diamant glänzend schwarze, kurze, massige, unregel 
mäßige Kristalle; Graphit aus Aluminium wurde in Gruppen kleiner 
Kristalle von großem Glanze, aus Mangan in glänzenden, ziemlich 
großen Kristallen des hexagonalen Systems erhalten; Graphit aus 
Wolfram, Molybdän, Uran kristallisiert in kleinen, glänzenden, schwarzen 
Kristallen; aus Zirkon ist er ein unregelmäßiger Filz; aus Vanadin, 
dem am schwersten schmelzbaren Metalle, das im elektrischen Ofen 
behandelt wurde, erstand der Graphit meist amorph. 
Ebenso ging der Kohlenstoff an den Enden der Elektroden in 
amorphen Graphit über, während er am kälteren Teile der Röhre 
glänzend und kristallisiert war. Zuckerkohle und Holzkohle lieferten 
ebenfalls amorphen Graphit. 
Der Graphit verschiedener Herkunft zeigte auch ein verschie 
denes spezifisches Gewicht; dasselbe schwankte zwischen 2,1 und 2,25. 
Seine Verbrennungstemperatur in Sauerstoff liegt nahe bei 660°. 
Die Beständigkeit des Graphits steigt mit der Temperatur, bei 
welcher er gewonnen wird; das geht aus dem größeren oder geringeren 
Widerstande hervor, mit welchem er in Graphitsäure übergeht. In 
demselben Maße wie der Schmelzpunkt des Metalles, aus dem der 
Graphit sich abscheidet, steigt, wächst auch die Schwierigkeit der 
Umwandlung in Graphitsäure. Es ist also durch eine Tempe 
raturerhöhung möglich, leicht angreifbaren Graphit in 
widerstandsfähigen umzuwandeln. 
Daß es verschiedene Arten des Graphits geben muß, ist schon 
von verschiedenen Forschern, welche scharf ausgeprägte Unterschiede 
auffanden, erkannt worden; namentlich fand man, daß es Graphite 
gibt, welche unter der Behandlung mit gewissen chemischen Reagentien, 
wie konzentrierter Schwefelsäure, konzentrierter Salpeterschwefelsäure, 
Schwefelsäure und Kaliumbichromat bezw. Schwefelsäure und Kalium- 
chlorat sich wie Rhodanquecksilber beim Erhitzen wurmförmig auf- 
blähen, wobei sie ihr Volumen oft um das Hundertfache vergrößern. 
J ) Atti dell Acad. dei Lincei 9. p. 224 (1900).
	        
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