Karbide.
369
zersetzt wird. Oxydationsmittel zersetzen das Karbid leicht unten- bedeutender
Wärmeentwicklung, schmelzendes Kali unter Bildung von Wasserstoff.
Lithiumkarbid, Li * 2 C 2 , wird durch Erhitzen eines Gemisches von Lithium
karbonat mit Kohle in dem durch die Gleichung Li 2 C0 3 + 4C = Li 2 C 2 + 3CO
angezeigten Mengenverhältnisse im elektrischen Ofen erhalten ’). Man hat hei der
Darstellung darauf zu achten, daß das Erhitzen unterbrochen wird, sobald die
Entwicklung von Metalldämpfen beginnt; es scheint nämlich das Karbid hei hoher
Temperatur flüchtig zu sein und in seine Komponenten zerlegt zu werden; bei
Anwendung eines Stromes von 350 A. und 50 Volt dauert die Reaktion 10 bis
12 Minuten; bei 950 A. und 50 Volt beginnt aber schon nach 4 Minuten eine
reichliche Entwicklung metallischer Dämpfe.
Das Lithiumkarbid stellt eine weiße, kristallinische, durchscheinende Masse
vom spez. Gew. 1,65 bei 18° dar, die von der Luft sehr leicht angegriffen wird,
sehr leicht bricht und das Glas nicht ritzt. Wasser erzeugt Acetylen, und zwar
liefert dabei 1 kg Karbid 587 1 Gas. Fluor und Chlor wirken schon in der Kälte
unter Feuererscheinung ein; Sauerstoff, Schwefel- und Selendampf bewirken unter
halb Rotglut Entflammung; geschmolzenes Kaliumchlorat, Kaliumnitrat und Kalium
permanganat oxydieren das Karbid unter Feuererscheinung.
Magnesiumkarbid wird bei der Temperatur des elektrischen Ofens leicht
und vollkommen zersetzt 2 ).
Magnesium-Calciumkarbid erhält man durch elektrische Erhitzung eines
Gemisches von Kalk, Magnesia und Kohle 3 ).
Mangankarbid, Mn 3 C 4 ), wird durch Erhitzen eines Gemisches von 50 Teilen
Zuckerkohle und 200 Teilen reinen Manganimanganooxyds im elektrischen Ofen
gewonnen. Bei einem Strome von 350 A. und 50 Volt dauert die Bildung
5 Minuten, bei 900 A. und 50 Volt geht dieselbe momentan vor sich; die Re
aktion spielt sich zwischen 1500 und 3000° ab. — Das Karbid hat das spez.
Gew. 6,89 bei 17°; es zersetzt sich an der Luft sehr schnell. Chlor wirkt bei
höherer Temperatur, Fluor dagegen schon in der Kälte ein unter Feuererscheinung
und Bildung eines violetten Fluorürs. Beim Uebergießen mit Wasser erfolgt Ent
bindung von Methan und Wasserstoff in nahezu gleichem Volum (51 resp. 49°/o)
unter Bildung von Manganohydroxyd nach der Gleichung
CMn 3 -j- 6H 2 0 = 3Mn (OH) 2 -f- CH 4 H 2 .
Molybdänkarbid, Mo 2 C, wird am geeignetsten dargestellt durch Erhitzen
eines Gemisches von 5 Teilen Molybdänsäure mit 1 Teil Kohlepulver mittels eines
Stromes von 800 A. und 50 Volt 5 ). Man erhält es so als Schmelze von kri
stallinischem, glänzend weißem Bruche und dem spez. Gew. von 8,9, die sich leicht
zerkleinern und in kleine längliche, gut ausgebildete Prismen spalten läßt. In
geschmolzenem Zustande nimmt das Karbid noch Kohlenstoff auf, welcher in Form
von Graphit beim Erkalten wieder auskristallisiert. Beim Erhitzen des Karbids
mit überschüssigem Molybdänoxyd wird ersteres schon unterhalb des Schmelz
punktes entkohlt und geht in reines Molybdän über.
Natriumkarbid, C 2 Na 2 , ist bei der Temperatur des elektrischen Ofens nicht
existenzfähig; es entsteht beim Ueberleiten von Acetylen über auf 220 bis 230°
erhitztes Natrium. Bei niedrigerer Temperatur wird Mononatriumacetylen C 2 HNa
gebildet 3 ).
Das Natriumkarbid ist ein weißes, in allen Lösungsmitteln unlösliches Pulver
von D 15 = 1,575 und der Bildungswärme —9,8 Kal.; es ist unempfindlich gegen
Schlag und Reibung. Sauerstoff und trockene Luft sind bei gewöhnlicher Tem
peratur ohne Einwirkung, beim Erwärmen entsteht unter Lichterscheinung Na
triumkarbonat. Mit trockenem Chlor reagiert es unter blendender Lichterscheinung
und Bildung von Kohle; Brom wirkt mitunter explosiv, Jod weniger heftig unter
Bildung von C 2 J 4 . Phosphor reagiert heftig und bildet Phosphornatrium. Sehr
kleine Mengen des Karbids entwickeln mit Wasser Acetylen, größere Mengen rufen
damit eine heftige Explosion und Abscheidung von Kohle hervor. Salzsäuregas
bewirkt Entflammung und Bildung von NaCl, C und H. Die Oxyde des Stickstoffs,
sowie Chlorate, Nitrate, Dichromate geben mit dem Karbide äußerst explosive
x ) Moissan, Compt. rend. 122, p. 362 (1896).
2 ) Moissan, Compt. rend. 126, p. 302.
3 ) Whitehead, U.S.A.P. Nr. 555796 (1896).
4 ) Moissan, Compt. rend. 122, p. 421 (1896); s. a. Troost u. Hautefeuille,
daselbst 80, p. 909.
5 ) Moissan, Compt. rend. 1895, p. 1320.
Ahrens, Handbuch der Elektrochemie. 2. Aufl.
24