Calciumkarbid.
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Zylinder befördert, durch welchen trockene Luft streicht. Aus dem
Trockenzylinder gelangt die Kohle in einen gemauerten Lagerraum. Aus
diesem wird dieselbe zwecks Mischung mit Kalk durch einen Becher
riemen in eine Transportschnecke befördert, in welche gleichzeitig ein
zweiter von derselben Transmission angetriebener Becherriemen den
pulverisierten Kalk bringt. Das richtige Verhältnis beider Materialien
wird durch die verschiedene Geschwindigkeit der beiden Becherwerke her
gestellt; die Mischung vollzieht sich durch die Bewegung der Transport
schnecke. Auf 1000 kg Kalk kommen 900 kg Koks zur Verwendung.
Die Oefen für unterbrochenen Betrieb sind im Prinzip dem oben
abgebildeten Willson-Ofen ähnlich. Sie sind charakterisiert dadurch,
daß die Reaktion in einem Kohletiegel vor sich geht, der auf einer
leitenden Platte montiert oder von einem leitenden Mantel umgeben ist.
Tiegel und Umhüllung sind gleichzeitig die eine Elektrode, während
die andere durch einen in den Tiegel ragenden, verstellbaren Kohlestab
gebildet wird. Da das Karbid nur in der Lichtbogenzone entsteht, so
hat man im Interesse der Ausbeute dafür Sorge zu tragen, daß die
Rohmaterialmischung nach und nach in die Reaktionszone gelangt.
Das Karbid wird so in Form von Blöcken gewonnen, die nach dem
Abkühlen aus den Oefen entfernt werden müssen.
Von Interesse ist übrigens, daß nach Untersuchungen von Gin
und Leleux 1 ) das Calciumkarbid in unmittelbarer Nähe des Lichtbogens
dissoziiert, so daß es notgedrungen erst in einer gewissen Entfernung
von demselben, wo die Temperatur schon etwas gesunken ist, entstehen
kann (vergl. Graphitbildung S. 360).
Die Tiegelöfen mit periodischem Betrieb sind nicht als das Ideal
der Karbidöfen anzusehen. Die Arbeit muß unterbrochen werden, da
mit die Tiegel erkalten können. Damit ist naturgemäß ein großer
Wärmeverlust verbunden, gleichzeitig wird auch der Verbrauch an
Elektrodenkohle ein großer werden, da mit jeder Unterbrechung die
Kohlen an Widerstandsfähigkeit einbüßen.
In viel günstigerer Weise muß der Prozeß sich gestalten, wenn
das Reaktionsprodukt aus dem Tiegel flüssig abgestochen werden kann,
wie es die Fig. 210 zeigt. So ist es in der oben angegebenen
Fabrik zu Vernier z. B. der Fall. Dort bestehen die Oefen aus weiten
zylindrischen Tiegeln von 1,5 m Durchmesser und 0,8 m Höhe aus
gepreßter Kohle, die von einem Eisenblechmantel umgeben sind. Vier
Stichöffnungen sind in verschiedenen Höhen angebracht, mittels deren
man den geschmolzenen Ofeninhalt aus verschiedenen Höhen des Ofens
abziehen kann. Oben sind die Oefen mit einem zylindrischen Aufsatze
aus Eisenblech zum Einfüllen der Beschickung versehen. Jeder Ofen
wird mit 6000 A. und 57 Volt betrieben, beansprucht also fast
500 PS. Jede der in die einzelnen Tiegel eintauchenden Elektroden
wird durch Vereinigung von 6 Kohleblöcken von 1,5 m Länge und
13 : 23 cm Dicke gebildet, deren Gesamtquerschnitt 1794 qcm und
deren Gewicht bis zu 390 kg beträgt. Besondere Klemmen drücken
die metallenen Stromzuführungen gegen die Kohleflächen. Die Oefen
sind transportabel und laufen auf Rollen; während des Betriebes stehen
sie über Vertiefungen, damit bei etwaigem Durchschmelzen eines Ofens
fl Compt. rend. 126, p. 236.