Full text: Handbuch der Elektrochemie

Calciumkarbid. 
375 
kuchen entstanden, so wird die obere Elektrode kockgezogen, der Strom 
abgestellt, der Wagen kerausgezogen und durch einen neuen ersetzt. 
Das Karbid wird aus dem Kuchen ausgelesen und der Rest nach Maß 
gabe seiner Zusammensetzung der Beschickung zugesetzt. 
Diesen fahrbaren Unterteil des Ofens finden wir in den Oefen 
von Gin und Lei eux wieder, welcher von der Compagnie électro 
métallurgique in Paris und von der Calciumkarbidfabrik Meran 0 in 
Betrieb genommen ist. Auf einem fahrbaren Gestell steht ein in Eisen 
gefaßter Mauerklotz, der in der Mitte als Elektrode eine Kohleplatte 
trägt; auf dem Klotze erhebt sich der Tiegel in Gestalt von vier Fluß 
eisenblechen, die an den Ecken zusammengefügt sind und durch leicht 
entfernbare Bolzen mit dem Untergestell zusammenmontiert werden. 
Dieser Eisentiegel ist nicht ausgemauert; es ist das nicht erforderlich, weil, 
wie wir sahen, die Reaktion sich nur in der Lichtbogenzone abspielt und 
die schlecht wärmeleitende, nicht in diese Zone gelangende Beschickungs 
masse zwischen dem eigentlichen Reaktionsherd und den Tiegelwänden 
diese vollkommen schützt. Der Tiegel wird unter ein ebenes Dach 
von Mauerwerk gefahren, das von vier gemauerten Pfeilern getragen 
wird, und die Fuge zwischen Dach und Tiegel mit Lehm verschmiert. 
Durch die Mitte des Daches wird die obere bewegliche Elektrode ein 
geführt und ebenfalls die grobkörnige Beschickung eingeworfen. Die 
Reaktionsgase werden unter dem Dach durch einen Schornstein oder 
Motor abgesogen. An der Ofenvorderwand sind einige feuerfeste Steine 
im Innern eingebaut, so daß das feuerflüssige Karbid zwischen ihnen 
ablaufen kann. Die Beschickung wird im Verhältnis 66 CaO : 34 C, 
also mit großem Kalküberschuß, zusammengesetzt. Im Verlaufe von 
einigen Arbeitstagen bekleidet sich das Innere der Oefen nach und 
nach mit einer Kruste festen Karbids, so daß schließlich das Durch 
stoßen der Abstichöffnungen nicht mehr ausführbar ist. Man läßt dann 
das Karbid im Ofen und hebt, ohne den Strom zu unterbrechen, die 
Elektrode allmählich höher, bis der Ofen fast ganz mit Karbid gefüllt 
ist. Dann wird die Elektrode ganz aus dem Ofen herausgezogen und 
über einen Nebenofen gebracht, der sogleich in Betrieb kommt. Das 
in dem außer Betrieb gesetzten Ofen verbliebene Karbid wird mit dem 
eisernen Ofenmantel herausgehoben; er bildet Blöcke von 1 m Durch 
messer und 900 bis 1000 kg Gewicht. Solange die Blöcke rotglühend 
sind, lassen sie sich leicht zerschlagen. Die Klumpen werden von 
einer Brechmaschine zerkleinert und sortiert. Nach Angaben der 
Pariser Gesellschaft (Haber, 1. c.) werden 4,5 kg sehr gutes Karbid 
pro PS-Tag erreicht und für 1 t Karbid 1560 kg Beschickung ge 
braucht. In der Meraner Fabrik * 2 ) beliefen sich die Gestehungskosten 
für 1 t Karbid auf 145 Mk. 
Auf ganz anderem Prinzip aufgebaut ist der Ofen von Rathenau, 
dessen interessante Entwicklung erläutert sei. Bei der ursprünglichen 
Konstruktion (Fig. 212) war in dem Ofenschacht ein Kohletrichter BB 
eingesetzt, so daß nur die schmalen Fugen SS übrig blieben, aus denen 
die Stichflamme den Ausweg fand. Der Trichter war von dem Kohle- 
Kalk-Gemisch so angefüllt, daß die Kohleelektrode K fast bis zur 
Stromzuführungsstelle Z praktisch luftdicht in der Beschickung ein- 
9 Zeitschr. f. Elektroch. 0, p. 208 (1899). 
2 ) Die Fabrik steht zur Zeit.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.