392
Silicide.
Mineralsäuren leicht angegriffen, von Schwefelwasserstoff in Sulfid verwandelt,
ist aber gegen wäßrige Alkalien beständig. Es schmilzt im elektrischen Ofen und
erstarrt danach zu einer silberähnlichen, kristallinischen Masse 1 )-
Chromsilicid, Cr 2 Si, wurde von Moissan 2 ) durch 9 Minuten langes
Erhitzen von Chrom mit Silicium im elektrischen Ofen mit Strömen von 900 A.
und 50 Volt, ferner durch 10 Minuten langes Erhitzen eines Gemenges von 60 Teilen
Kieselsäure, 200 Teilen Chromoxyd und 70 Teilen Zuckerkohle mit Strömen von
900 A. und 70 Volt, sowie endlich durch Erhitzen von geschmolzenem, 2% Kohlen
stoff haltendem Chrom mit Silicium im Wasserstoffstrome auf etwas über 1200°
gewonnen.
Das Reaktionsprodukt wird mit kalter konzentrierter Flußsäure behandelt und
mit Wasser gewaschen; so wird das Silicid in kleinen Prismen erhalten, welche
Quarz und Korund mit größter Leichtigkeit ritzen. Geschmolzenes Kaliumnitrat
zersetzt das Silicid unter Bildung von Chromat und Silikat. Ein Gemenge von
8 Teilen Kaliumnitrat und 2 Teilen Kaliumkarbonat wird zum Aufschließen der
Verbindung für die Analyse verwendet. Im übrigen decken sich die Eigenschaften
des Chromsilicismus mit denen der entsprechenden Eisenverbindung.
Ein Chromsilicid CrSi 2 , ist von Chalmot 3 ) durch Erhitzen von Chrom-
sesquioxyd mit Holzkohle und überschüssiger Kieselsäure in langen, grauen, metall-
glänzenden Nadeln erhalten worden.
Ein Chromsilicid, Cr 3 Si, ist von Zettel und ein solches der Zusammen
setzung Cr 3 Si 2 von P. Lebeau und J. Figueras 3 ) aus 12°/oigem Siliciumkupfer
und Chrom in vierkantigen Prismen, die Glas, aber nicht Quarz ritzten, erhalten worden.
Eisensilicid, Fe 2 Si 4 ), wird aus Silicium und überschüssigem Eisen
oder aus Eisenoxyd und überschüssigem Silicium gewonnen; man er
hitzt z. B. im Tiegel des elektrischen Ofens 400 g weiches Eisen mit
40 g kristallisiertem Silicium 4 Minuten lang durch Ströme von
900 A. und 50 Volt.
Sehr interessant gestaltet sich der Versuch, wenn man einen
weichen Eisenzylinder in Silicium einschließt und auf gute Schmiede
hitze bringt. Es zeigt sich dann nämlich, daß der Eisenzylinder seine
Gestalt gar nicht verändert und an keinem Punkte geschmolzen, aber
bis zu seiner Mitte in Silicid verwandelt ist. SiFe 2 ist nur bei großem
Eisenüberschuß existenzfähig und findet sich daher im Gußeisen.
Der auf die eine oder andere Art erhaltene Regulus wird mit
verdünnter Salpetersäure (1:5) behandelt und mit Wasser gewaschen,
wodurch das Eisensilicid in kleinen prismatischen Kristallen von
lebhaftem Metallglanze und dem spez. Gew. 7,0 bei 22° erhalten wird.
Sein Schmelzpunkt ist niedriger als der des Schmiedeeisens, höher als
der des Roheisens. Es löst sich in Fluorwasserstoffsäure und in Königs
wasser und wird durch ein schmelzendes Gemisch von Soda und Sal
peter leicht zersetzt. Salzsäure wirkt nur auf feines Pulver, Salpeter
säure überhaupt nicht ein.
Siliciumeisen, Fe 3 Si 2 (?) und FeSi 2 (P), erhielt G. de Chalmot
im elektrischen Ofen aus feingemahlenem gutem Eisenerz, Koks und
Flußsand. — Die Eisensilicide sind kristallinisch, sehr widerstandsfähig
gegen Oxydationsmittel und gute Elektrizitätsleiter, daher als Anoden
material wertvoll. Sie sind sehr hart, lassen sich ziemlich leicht zer
kleinern und sind daher als Schleifmaterial verwendbar 5 ).
9 Sterba, Compt. rend. 135, p. 170.
2 ) Compt. rend. 121, p. 621.
3 ) Amer. chem. Journ. 19, p. 69; Lebeau u. Figueras, compt. rend. 136,
p. 1329 (1903).
4 ) Moissan, Compt. rend. 121, p. 621; Lebeau, daselbst 133, p. 1008.
5 ) Wilson Alumin. Co., Journ. Amer. chem. soc. 21, p. 59; Chalmot,
Zeitschr. f. Elektr. 3, p. 85.