Full text: Handbuch der Elektrochemie

Silicide. Titan. 
395 
Vanadinsilicid, VSi * 2 , wird erhalten, wenn man das Oxyd V 2 0 3 mit etwas 
mehr als der fünffachen Menge kristallisierten Siliciums 2 Minuten lang durch 
einen Strom von 1000 A.‘ und 50 Yolt erhitzt. Das Reaktionsprodukt wird 
wiederholt abwechselnd mit 10°/oiger Kalilauge und konzentrierter Salpetersäure 
oder Schwefelsäure behandelt und so das Vanadinsilicid VSi 2 in Form metall 
glänzender Prismen der Dichte 4,42 isoliert; dasselbe ist im allgemeinen gegen 
chemische Angriffe sehr beständig, wird aber von kalter verdünnter Flußsäure so 
fort angegriffen; es ritzt Glas, schmilzt und verflüchtigt sich im elektrischen Ofen 
und löst sich nur in schmelzendem Silicium und schmelzendem Kupfersilicid. Beim 
Erhitzen im Chlorwasserstoffstrom entstehen Siliciumchloroform, VC1 2 und VC1 3 , 
durch schmelzendes Kali werden Kaliumsilikat und -vanadat gebildet. Schmelzende 
Metalle zersetzen das Silicid mehr oder weniger leicht, je nachdem sie sich mit 
Silicium oder Vanadin verbinden 1 ). 
Wolfram silicid, W 2 Si 3 . 100 g Si und 230 g Wolframoxyd werden im 
elektrischen Ofen erhitzt; die weiße metallische Kugel, welche man erhält, wird 
in 10°/oige Salzsäure als Anode gehängt und Kohle als Kathode dazu gebracht. 
Durch die kombinierte Einwirkung der Säure und des Stromes geht das Metall 
in Lösung, während das Silicid nicht angegriffen wird. Durch Einwirkung von 
Fluorwasserstoffsäure entfernt man etwas Silicium daraus und schlämmt mit Me 
thylenjodid Kohlenstoffsilicium ab. — Das Silicid ist ein graues, metallisches Pulver 
der Dichte 10,9; bei sehr starker Hitze schmelzbar. Chlor wirkt bei 200 bis 300° 
lebhaft unter Erglühen, Brom ohne Erglühen unterhalb Rotglut unter Bildung eines 
Bromids; analog Jod. In trockenem Sauerstoff verbrennt das Silicid bei 500 u unter 
lebhaftem Glühen. Chlorwasserstoff-Fluorwasserstoff-Salpetersäure wirkt auch in 
der Wärme nicht ein; ein kaltes Gemisch von Salpeter- und Fluorwasserstoffsäure 
greift das Silicid lebhaft an, ebenso schmelzende Alkalien; geschmolzene Alkali 
karbonate erzeugen Alkalisilikowolframate 2 ). 
Titan. 
Das Titan ist in reinem Zustande wohl noch nicht dargestellt 
worden; die Schwierigkeit, es durch Reduktion seiner Oxyde zu ge 
winnen, liegt vor allem in der Eigentümlichkeit des Titans, sich bei 
hoher Temperatur mit Stickstoff zu Titanstickstoff, Ti 2 N 2 , zu ver 
binden. Dieser Körper entstand, als man das Titanoxyd mit Kohle er 
hitzte; reiner erhielt Berzelius das Titan beim Erhitzen von Kalium- 
titanfluorid mit Kalium oder Natrium; aber selbst, wenn man das Ge 
misch mit Kochsalz bedeckt, ist es kaum möglich, ein stickstofffreies 
Titan zu erhalten. 
W ö h 1 e r und D e v i 11 e 3 ) brachten in eine Röhre von schwer 
schmelzbarem Glase oder Porzellan, die mit reinem Wasserstoff gefüllt 
war, ein Schiffchen, welches Kaliumtitanfluorid, und ein anderes, welches 
Natrium enthielt und erhitzten im Wasserstoffstrome so, daß der Natrium 
dampf zu dem Titansalze gelangte. Beim Auskochen der Schmelze 
blieb dann das Titan als amorphes, reduziertem Eisen ähnliches Pulver 
zurück. 
Erhitzt man Kaliumtitanfluorid in einem gut verschlossenen Por 
zellantiegel mit Natrium, so erhält man das Titan als poröse schwarze 
Masse, die an verschiedenen Stellen messinggelbe oder bronzefarbene 
Teilchen zeigt 4 ). 
Genug, die verschiedenen Methoden gaben ein verschiedenes Titan 
von sehr zweifelhafter Güte, das jedenfalls niemals kristallinisch war. 
’) Mo iss an u. Holt, Cojnpt. rend. 135, p. 78. 
2 ) Vigoureux, Compt. rend. 127, p. 398 (1898). 
3 ) Gôtting. Nachr. 1857, p. 237. 
4 ) Glatzel, Ber. d. deutsch. chem. Ges. 9, 1829.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.