Full text: Handbuch der Elektrochemie

436 
Bleichflüssigkeiten. 
Hypochlorite; Bleichflüssigkeiten. 
Wie S. 408 auseinander gesetzt worden ist, treten unter geeigneten 
Umständen bei der Elektrolyse von Alkalichloridlösung unterchlorige 
Säure und ihre Salze im Bade auf und zwar entstehen dieselben hei 
niedriger Temperatur und hoher Kathodenstromdichte stets in erheb 
licher Menge, wenn das entstehende Alkalimetall nicht alsbald aus dem 
Reaktionsraume entfernt wird. Indessen sind der Hypochloritkonzen 
tration Grenzen gesetzt einmal dadurch, daß dasselbe an der Kathode 
wieder zu Alkalichlorid reduziert wird, dann dadurch, daß es an der 
Anode an der Entladung teilnimmt und Chloratbildung hervorruft. 
Bewirkt man durch einen Chromatzusatz zum Elektrolyten die Bildung 
eines als Diaphragma wirkenden Ueberzuges von chromsaurem Chrom 
oxyd auf der Kathode, so wird die Reduktion des Hypochlorits da 
selbst vermindert, und man kann nach Foerster bei hoher Strom 
ausbeute bei 14° C. aus 10°/oiger Salzlösung 23 g Chlor im Liter, aus 
konzentrierter Salzlösung im Höchstfälle 38,5 g Chlor erzielen. Es 
empfiehlt sich in der Praxis aber gewöhnlich nicht, die Lösungen mit 
mehr als 0,3 g Hypochloritsauerstoff = 1,33 g bleichendem Chlor in 
100 ccm herzustellen 1 ). Solche Lösungen sind für Zwecke der Blei 
cherei noch viel zu stark, da dieselben nicht mehr als 0,2 °/o bleichen 
des Chlor enthalten dürfen. 
Das Bleichen mit Hilfe der Elektrizität ist durchaus nicht neu; 
schon 1820 bleichte Brand Kaliko zwischen zwei Platinplatten, aber 
erst in neuerer Zeit findet der Prozeß häufigere Anwendung. 
1883 stellten Lidoff und Tichomiroff 2 3 ) durch Einwirkung 
des galvanischen Stromes auf die Lösung der Chloride der Alkalien 
und des Calciums eine stark bleichend wirkende Flüssigkeit her, die 
sie zum Bleichen von Baumwolle, Hanf und Flachs verwendeten. 
In demselben Jahre trat auch Her mite mit seinen von da an 
ununterbrochen fortgesetzten Versuchen in die Oeffentlichkeit s ). Sein 
Verfahren lieferte eine sehr gute Bleichflüssigkeit und wurde in Papier- 
und Flachsfabriken vielfach eingeführt 4 ). Er elektrolysierte Seewasser, 
später ein Gemisch von Magnesiumkaliumchlorid und frisch gefällter 
Magnesia bezw. eine Mischung von Chlormagnesium, Chlorcalcium und 
Magnesiumhydroxyd in Wasser in fünf übereinander angeordneten 
Bütten 5 ). Als Kathoden dienten runde Zinkscheiben, die auf einer 
Zinkwelle senkrecht standen und parallel zueinander angeordnet waren; 
die Anoden bestanden aus Platingaze in Bleirahmen mit Ebonitfassung. 
Während der Elektrolyse wurden die Zinkwelle und damit die Scheiben 
in Rotation versetzt, so daß die Flüssigkeit zwischen den Elektroden 
in eine sehr heftige wirbelnde Bewegung versetzt wurde. Außerdem 
0 F. Foerster, Chem. Ind. 1899, p. 501 u. 534; A. Sieverts, Zeitscbr. 
f. Elektr. 6, p. 364 u. 374 (1900); Oettel, Zeitscbr. f. anorg. Chemie 1, p. 356 
u. 474; Haber u. Gr inberg, daselbst 16, p. 357; Müller, ebenda 22, p. 35; 
F. Foerster u. E. Müller, Zeitscbr. f. Elektr. 8, p. 8 (1902). 
2 ) D.R.P. Nr. 30790; 32103; 48757; 51534. 
3 ) D.R.P. Nr. 30790 von 1883. 
4 ) D.R.P. Nr. 34549 u. 49851. 
5 ) S. auch Her mite, D.R.P. Nr. 35549 von 1884, und Schoop, Zeitscbr. 
f. Elektrochemie 1895: Zur Elektrolyse von Chlorcalciumlösungen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.