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Zinn. Blei.
den Elektrolyten transportiert. In allen Fällen wird das Zinn von
den Anoden weggelöst und schwammig auf den Kathoden nieder
geschlagen. Das Eisen der Blechschnitzel wird natürlich ebenfalls
mehr oder weniger angegriffen, so daß die Badflüssigkeit allmählich
eine Eisenlösung wird.
Die sauren Verfahren bringen mancherlei Schwierigkeiten mit
sich. Die Zellen bedürfen für den sauren Elektrolyten eines säure
beständigen Materials — man findet z. B. mit Kautschuk ausgekleidete
Wannen —, die Eisenrückstände sind schwer verwertbar, Lacke und An
striche des Weißblechs lösen sich schwierig ab und erschweren das Auf
lösen des Zinns, die aufzuwendende Spannung ist verhältnismäßig groß.
Daher zieht man auf den größeren Werken, deren es in Deutsch
land eine ganze Anzahl, z. B. in Essen (von wo aus durch H. Gold
schmidt diese Industrie ins Lehen gerufen ist), Krefeld, Duisburg, Uer
dingen a. Rh. u. s. w., gibt, das alkalische oder Stannatverfahren
vor, welches als Elektrolyten Natronlauge verwendet. Diese löst die
Lacke etc. leicht auf, führt das Zinn glatt in Zinnsäure über, ohne
daß sie das Eisen angreift, und gestattet aus letzterem Grunde auch
die Verwendung von Eisen als Zellenmaterial.
Die Anordnung der Badausrüstung wird wie hei dem sauren Ver
fahren getroffen; der Elektrolyt enthält ca. 2°/o Zinn; die Fällung wird
bei hoher Temperatur ausgeführt. Nach Men nicke genügen 150 cbm
Lauge — bei einer Anzahl von etwa 50 Zellen ä 3 cbm Gehalt und
zwei Sammelbassins ä 25 cbm, die im Mittel ungefähr halb gefüllt
sein mögen — mit einem Gehalt von 7 °/o an Gesamtnatron als Na-0 mit
50°/o freiem Natron zur Entzinnung von 30 t Weißblechabfall in
24 Stunden. Die rückständigen Eisenschnitzel, der Schrott, gehen als
ein wertvolles Nebenprodukt auf die Hütte. Der Elektrolyt bleibt
lange brauchbar und ist eventuell leicht zu regenerieren.
Zur Erzielung dichter Niederschläge wird vielfach Chlornatrium
dem Bade zugesetzt; notwendig ist dieser Zusatz indessen nicht, der
Gehalt des technischen Aetznatrons an Chlorid ist zur Erzielung des
Effekts genügend.
Blei.
Unterwirft man eine Bleisalzlösung der Elektrolyse, so verläuft
dieselbe entweder so, daß an der Kathode Metall abgesetzt wird, oder
so, daß das Blei als Superoxyd an der Anode zur Abscheidung gelangt
oder endlich so, daß beide Vorgänge statthaben.
L. Glaser 1 ) hat die Bedingungen festgestellt, unter denen Blei
metall an der Kathode in fester, zusammenhängender Schicht ab
geschieden werden kann. Dieselben liegen günstiger als beim Zink,
da die Säurekonzentration sich leichter so weit herab drücken läßt, daß
die Entladungsspannung der Bleiionen kleiner ist als die der Wasser
stoffionen. Unter Verwendung von Bleianoden und genügendem Rühren
gelingt es, Blei aus sauren Lösungen von Bleinitrat oder Acetat in
zusammenhängenden dicken Platten abzuscheiden. Die Schwammbildung
beim Blei beruht ebenso wie beim Zink auf der Abscheidung basischer
Salze auf der Kathode, und alle Mittel, die diese lösen, wie geringe
b L. Glaser, Zeitschr. f. Elektr. 7, p. 365 u. 881 (1900).