Full text: Handbuch der Elektrochemie

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Wolfram. 
Berührung mit überschüssigem Molybdändioxyd schon unterhalb seines Schmelz 
punktes den Kohlenstoff und wird rein. 
Molybdänsulfid MoS * 2 findet sich als Molybdänit ziemlich ver 
breitet in der Natur; wird dasselbe in einer Kohleröhre im elektrischen 
Ofen 5 Minuten lang einem Strome von 900 bis 950 A. und 50 bis 
55 Volt ausgesetzt, so verflüchtigt sich der Schwefel, und es restiert 
ein Metallregulus aus Molybdän, welcher ca. l°/o Kohlenstoff und das 
im Erze enthaltene Eisen 1 ) enthält. 
Molybdänamalgam MoHg 9 erhielt J. Ferree 2 ) durch Elek 
trolyse einer mit dem neunfachen Volum Wasser verdünnten gesättigten 
Lösung von Molybdänsäure in Salzsäure von 22° B. unter Anwendung 
einer Quecksilberkathode und von Strömen von 5 A. pro qm Kathoden 
fläche. Das Amalgam ist fest und an der Luft fast unveränderlich. 
Es verliert unter einem Druck von 200 kg pro qcm Quecksilber und geht 
in ein Amalgam MoHg 2 und dieses schließlich unter demselben Drucke 
in ein solches der Form Mo 2 Hg 3 über, welches sich an feuchter Luft 
bald zersetzt. Aus diesen Amalgamen kann man durch Destillation 
im Vakuum das Quecksilber entfernen und erhält dann Molybdän, 
welches, wenn es nicht über 400° erhitzt war, pyrophorisch ist und 
Schwefeldioxyd, Kohlenoxyd und Stickstoffdioxyd unter Erglühen zer 
legt, wobei im letztgenannten Falle auch ein Nitrid entsteht. 
Wolfram. 
Um Wolfram aus Erzen wie Scheelit, Wolframit u. a. zu gewinnen, 
hat Krieg 3 ) einen recht mühsamen und umständlichen Weg einge 
schlagen. Er formt aus den gemahlenen Erzen und Retortenkoks 
Elektroden und setzt diese der Wirkung des Lichtbogens aus. Während 
der Strom tätig ist, wird gegen die Elektroden Chlor geleitet; dadurch 
werden alle in den Elektroden enthaltenen Metall- und Silicium 
verbindungen durch die Kohle reduziert und gleichzeitig in Chlor 
verbindungen übergeführt, welche sich in Form eines feinen Staubes 
in der Retorte, in welcher der Prozeß vorgenommen wird, nieder- 
schlagen. 
Die sublimierten Chloride werden mit konzentrierter Salzsäure ge 
kocht, worauf die Lösung abgegossen wird; nach dem Auswaschen 
bleibt Wolframsäure zurück. Nach dem Trocknen soll dieselbe, mit 
Kokspulver gemischt, zu Lichtbogenelektroden geformt, und diese in 
luftdicht geschlossener Retorte der Einwirkung eines starken elektri 
schen Stromes ausgesetzt werden; dabei scheidet sich das Wolfram in 
halbflüssigem Zustande ab und sammelt sich auf dem vor Einleitung 
des Prozesses mit Kohlepulver zu bedeckenden Boden der Retorte in 
Form von Körnchen an, die jedenfalls an Reinheit zu wünschen lassen 
dürften. 
Viel einfacher gestaltet sich das Verfahren von Ed. Defacqx, 
Wolfram direkt aus böhmischem Wolframerz (mit 72 °/o WoO 3 , 1,8 °/o 
SiO 2 , 8°/o FeO, 16% MnO und 2°/o CaO) darzustellen; er erhitzt das 
9 Guiehard, Compt. rend. 122, p. 1270 (1896). 
2 ) Daselbst 122, p. 738 (1896). 
3 ) D.R.P. Nr. 66177.
	        
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