Full text: Handbuch der Elektrochemie

Eisen nach Kjellin. 
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Ofen mit einer Kapazität von 180 kg wurde im November 1900 fertig 
gestellt und lieferte 600 bis 700 kg in 24 Stunden. Die Gysinge 
Sulfit-Faktorei brannte am 11. August 1901 nieder, und es wurde be 
schlossen, Stahlwerke an ihrer Stelle zu erbauen. Eine Turbine von 
300 PS liefert die Kraft. Der eine Ofen hält 1800 kg und man 
schätzt auf eine Ausbeute von 1500 t jährlich, wenn der Ofen mit 
kaltem Rohmaterial beschickt wird. Der Stahl soll ganz vorzüglich 
sein und sich durch Festigkeit, Dichte, Gleichförmigkeit und Zähigkeit 
auszeichnen. Besonders hervorgehoben wird auch die Leichtigkeit, mit 
der sich der Stahl kalt (in ungehärtetem Zustande) bearbeiten läßt. 
Gehärtet zerspringt er weniger leicht als gewöhnlicher Stahl. Die 
guten Eigenschaften werden darauf zurückgeführt, daß das Material 
frei von Gasen ist. Spezielle Stahlsorten wie Nickel-, Chrom-, Mangan- 
und Wolframstahl sind leicht herzustellen. Der in Gysinge hergestellte 
Chrom- und Wolframstahl ist besonders gut für Drehbank Werkzeuge 
befunden worden. Auch soll der Gysinger Wolframstahl stärkere, 
permanente Magnete als andere Wolframstahlsorten geben, sich auch 
vor allem beim Härten nicht ziehen.“ 
Ueber das Verfahren 1 ) selbst macht Becker 2 ) folgende Mit 
teilungen 3 ). Der Schmelzofen arbeitet ohne Elektroden. Man ver 
arbeitet Roheisen, welches man dadurch zum Schmelzen bringt, daß 
man in ihm durch einen Elektromagneten Induktionsströme erzeugt. 
Die Ofenkammer bildet ein ringförmiger Hohlraum, dessen Seiten und 
Boden aus feuerfesten Steinen gebaut, und welcher oben durch Platten 
zugedeckt ist. In der Mitte dieses Ofens befindet sich ein aus von 
einander isolierten Eisenplatten bestehender Kern, von einer Spule 
umgeben, die mit isoliertem Leitungsdraht umwickelt und nach der 
anderen Seite des Ofenringes zu einem Rechteck verlängert ist. Die 
Drahtenden der Spule sind mit den Polen der Wechselstromdynamo 
verbunden. 
Geht Strom durch die Spule, so entsteht in dem den Ofen füllen 
den Eisen ein Induktionsstrom; da nur ein Ring vorhanden ist, so ist 
der induzierte Strom ungefähr gleich dem Strom der Dynamo, multi 
pliziert mit der Zahl der Windungen der Spule; die Spannung nimmt 
etwa in dem Maße ab, wie die Stromstärke wächst; daher erzeugen 
hochgespannte schwache Ströme im Ofen starke Ströme von niedriger 
Spannung. 
Theoretisch beträgt die zum Schmelzen und Ueberhitzen von 1 kg 
nötige Wärmemenge 370 Kal. Demnach kann man theoretisch mit 
einer Kilowattstunde 2,34 kg Stahl schmelzen, da dieselbe 860 Kal. 
entspricht; bei einem Materialverlust von 4°/o müßten theoretisch auf 
1 Kilowattstunde 2,2 kg kommen. Der zuletzt gebaute Ofen in 
Gysinge gab bei 165 Kilowatt in 24 Stunden 4100 kg Stahl aus Roh 
eisen und Abfalleisen; auf 1 Kilowattstunde entfallen daher 1,03 kg, 
d. i. 47°/o der Theorie, entsprechend 53°/o = 87,5 Kilowattstunden. Die 
elektrischen und magnetischen Verluste betrugen 8,25 Kilowattstunden, 
so daß die thermischen Verluste sich auf 87,5 — 8,25 = 79,25 Kilo 
wattstunden beliefen. 
9 Benedicks, Engl. Pat. Nr. 18921 v. 1900; Kjellin Ü.S.A.P. Nr. 682088 v. 1901. 
2 ) L’Incl. electrochimique vom März 1903. 
3 ) Nach einem Ref. von v. Kügelgen in Zeitschr. f. Elektr. 9, p. 517 (1903).
	        
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