564
Fette Kohlenwasserstoffe.
bestehen, nimmt mit steigendem Molekulargewichte die Schlagweite der
Elektrizität in den Dämpfen jener Verbindungen und die Ausdehnung
des Glimmlichtes ab, während die Leuchtkraft zunimmt 1 ).
Die organische Elektrochemie ist schon ziemlich umfangreich; es
überwiegen darin die durch Reduktionswirkung des Stromes hervor
gerufenen Reaktionen, wenn schon auch Oxydationsprodukte erzeugt
sind und Synthesen sich als ausführbar erwiesen haben. Die größte
Schwierigkeit bietet es, die Reaktionen in richtigen Grenzen zu halten
und Nebenwirkungen auszuschließen; die Faktoren Spannung, Strom
dichte, Elektrodenmaterial, Temperatur, Durchmischung der Reaktions-
masse sind aufs sorgfältigste zu beachten, denn sie sind fast immer
ausschlaggebend.
Die organisch-chemische Technik hat bisher trotz zahlreicher von
ihr entnommener Patente nur vereinzelt von elektrochemischen Ver
fahren Gebrauch gemacht. Hindernisse dafür bieten der Mangel an
einer geeigneten haltbaren Apparatur und die (bei Dampf) hohen
Kosten für den elektrischen Strom, die pro Kilowattstunde kaum
unter 5 Pfennig zu veranschlagen sind, was im Vergleich mit den
den gleichen Effekt erzielenden chemischen Reagenzien viel zu hoch
ist. Endlich verlaufen die elektrochemischen Reaktionen meist nicht
so glatt und einheitlich, wie man es durch chemische Reaktionen spielend
erzwingen kann.
1. Fettreihe.
Kohlenwasserstoffe; Halogenverbindungen; Alkohole.
Methan, Sumpfgas, Formen, Methylwasserstoff, CH 4 , ent
steht beim Durchschlagen elektrischer Funken durch ein Gemenge von
Kohlenoxyd und Wasserstoff 2 ); durch den Induktionsfunken aus Aether-
dampf bei 250 bis 300°, im Lichtbogen aus Methylalkohol 3 ), sowie bei
der Elektrolyse einer wässerigen, mit Kaliumacetat versetzten Lösung
von Methylalkohol und der elektrolytischen Zersetzung von geschmol
zenem Kaliumacetat. In größeren Mengen kann man es durch Zer
setzen von Karbiden, z. B. Aluminiumkarbid, Berylliumkarbid etc.
(s. S. 367), mit Wasser darstellen, z. B.:
C 3 A1 4 + 12H 2 0 = 3CI4 4 + 4 Al(OH) 3 .
Das Methan ist ein färb- und geruchloses Gas vom spez. Gew. 0,559. Durch
den Funken eines kräftigen Induktionsapparates zerfällt es teilweise in seine
Elemente, wobei als Neben- bezw. sekundäres Produkt etwas Acetylen auftritt 4 ).
Aethan, Aethylwasserstoff, Dimethyl, C 2 H Ü , entsteht bei
der Elektrolyse der Essigsäure und ihrer Salze, welche in folgender
Weise zerfallen 5 ) (s. S. 571):
x ) Natt er er, Monatsh. d. Chem. 10, p. 616.
2 ) Brodie, Ann. Chem. Pharm. 109, p. 270.
3 ) Löb, Ber. d. deutsch, chem. Ges. 34, p. 915 (1901).
4 ) Berthelot, Ann. Chem. Pharm. 123, p. 211.
5 ) Kolbe, Ann. Chem. Pharm. 09, p. 279.