Full text: Ueber Kometen

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Sonne unsichtbar macht. Die Masse, auS welcher dieser 
Nebel besteht, lagert sich wie Staub ans das Gras, auf die 
Blatter der Bäume und auf die Haut der Neger, die dann 
ganz weiß und wie eingepudert aussieht. Auf dem Meere, 
selbst schon eine halbe deutsche Meile vom Ufer, wird dieser 
Nebel nie bemerkt, obschon jener Wind daselbst oft noch heftig 
genug weht. Der Harmattan ist außerordentlich trocken. 
Wenn er einige Tage dauert, so fallen die Blatter von den 
Bäumen; das Holz an den Fenstern, Thüren und Möbeln 
springt in Rissen; der Einband der Bücher, selbst wenn diese 
verschlossen oder in Wäsche eingewickelt sind, krümmt sich 
wie am Kohlenfeuer; die Lippen, Augen und der Gaumen 
der Menschen und Thiere vertrocknen und schmerzen. Die 
Einwohner suchen sich gegen ihn dadurch zu bewahren, daß 
sie ihren ganzen Körper mit Fett bestreichen. 
Nach dieser Beschreibung wird man ohne Zweifel erwar 
ten, daß dieser Wind und Nebel auch sehr ungesund sey. 
Allein er ist im Gegentheile sehr gesund. Die dort so heftigen 
Wechselfieber hören sogleich auf, wie der Harmattan sich er 
hebt; eben so verschwinden remittirende und hitzige Fieber, und 
alle kränklichen oder altersschwachen Personen fühlen sich von 
ihm wie neu gestärkt. Ja so wohlthätig wirkt dieser Wind 
ans die Gesundheit, daß selbst ansteckende Stoffe, so lange 
er weht, ihre Kraft verlieren. Änf einem englischen Schiffe, 
das zu Wydah vor Anker lag, und 3 oo Neger-Sklaven am 
Bord hatte, brachen die Blattern aus. Sogleich wurden 
die noch Gesunden eingeimpft und keiner derselben erkrankte, 
weil eben feit zwei Tagen der Harmattan wehte. Nach zwei 
Wochen, wo der Wind nicht mehr da war, erkrankten sie 
beinahe alle an den Blattern, und starben auch, bis auf jene, 
deren Erkrankung in einen zweiten Ausbruch des Windes 
fiel, und die sämmtlich genasen. — Dieser Wind kömmt übri 
gens aus dem Innern des Landes, wohl 5 o deutsche Meilen
	        
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