Full text: Ueber Kometen

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Jahrtausenden angehäuft hatte, und welches daher auch bis 
auf unsere Tage nicht ganz verschwinden konnte, soll demnach 
die Ursache jener niederen Temperatur von Nordamerika seyn. 
Allein diese Hypothese fallt sofort in ihr Nichts zurück, 
wenn man weiß, was wir allerdings erst spät nach Halley 
erfahren haben, daß jene niedere Temperatur nur für die östliche 
Seite Nordamerikas gilt, wo die vereinigten Staaten liegen, 
keineswegs aber für die westliche Seite, für Kalifornien, 
Neu-Georgien u. s. w., wo die Temperatur nahe dieselbe, wie 
bei uns ist. Halley würde vielleicht, seine Behauptung zu 
retten, wieder einen zweiten Kometen haben auftreten lasten; 
allein er würde bald selbst bemerkt haben, daß er auch damit 
nicht ausreichen kann, und daß er wenigstens noch einen dritten 
brauche, um die ähnlichen Erscheinungen im nördlichen Asien 
zu erklären, wo in denselben Breitengraden die Temperatur 
immer niedriger wird, je weiter man gegen Osten fortgeht. 
Die Städte Hamburg, Königsberg, Moskau, Kasan, To- 
bolsk, Jeniseiök, Jakntsk und Ochotsk sind in ihrer geogra 
phischen Breite nur wenig, aber in ihrer Temperatur immer 
mehr und mehr verschieden, je weiter sie in der angeführten 
Ordnung gegen Osten liegen. Dasselbe scheint auch auf dem 
Festlande von Nordamerika der Fall zu seyn, wo die Kälte 
mit dem Vordringen von West nach Ost ebenfalls sehr schnell 
zunimmt. 
Die eigentliche Ursache dieser sehr auffallenden Erschei 
nung scheint mir in einer größern Erhöhung des östlichen 
Theiles dieser beiden großen Landstrecken über dem westlichen 
zu liegen. Beide Welttheile sind vielleicht nur sehr ausge 
dehnte Plateaus eines einzigen Bergrückens, der sich gegen 
Osten immer mehr über den Spiegel des Meeres erhebt, und 
eben dadurch, wie alle höhern Gegenden, einer niedrigern 
Temperatur ausgesetzt ist. Es ist Schade, daß die vielen 
deutschen Reisenden, Pallas, Gmelin u. a., welche 
unter der Regierung der Kaiserin Katharina II. Rußland
	        
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