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rend es in den übrigen Puncten seiner täglichen Bahn unter
dem Horizonte oder unsichtbar ist, und die Sonne besonders be
schreibt im Laufe des Tages ihren Tagbogen, wahrend sie den
übrigen Theil ihrer täglichen Bahn um die Erde wahrend der
Nacht zurücklegt, wodurch die Benennung des Tagbogens sich
von selbst erklärt.
Wir haben bereits in I gesagt, daß der Aequator nicht
immer, wie die anderen Kreise, in 36 c» Grade, sondern ge
wöhnlich in 24 Stunden eingetheilt wird. Wenn nun der
Declinationsbogen eines Gestirns, während der täglichen Be
wegung desselben, von dem Meridian 0, i 5 , 3 o, 45 .. 36 c>
Grade entfernt ist (diese Entfernung auf dem Aequator zwi
schen dem Meridian und dem Declinationsbogen, westlich vom
Meridian gerechnet), so sagt man, der Stundenwinkel
des Gestirns ist 0^, i h , 2 h , 3 h . . . 24 h , so daß also der
Stundenwinkel irgend eines Sterns die westliche Entfernung
desselben von dem Meridian, auf dem Aequator gezählet ist.
Dasselbe gilt also auch von der Sonne, und man pflegt
sich für sie so auszudrücken, daß es o h , i h , 2 h ... ist,
wenn der westliche Abstand der Sonne von dem Meridian,
auf den Aequator reducirt, 0°, i 5 °, 3 o° . . . beträgt, und
dieses ist die sogenannte wahre Son neu zeit, welche z.
B. durch unsere Sonnenuhren angegeben wird. Die Zeit
zwischen zwey nächsten Culminationen der Sonne oder die
Zeit von 24 Stunden heißt der wahre Sonnentag.
Allein wir werden bald sehen, daß diese Sonne in ih
rer jährlichen Bewegung um die Erde keineswegs immer
mit derselben Geschwindigkeit fortgeht, und daß sie z. B. in
unserem Winter sich bedeutend schneller, als im Sommer be
wegt, woraus folgt, daß auch der wahre Sonnentag nicht be
ständig, sondern im Laufe des Jahres bald kleiner bald größer