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nern gemeiny eigentlich gar nicht zu dem Kalender selbst, son
dern ebenfalls zu den oben erwähnten unnützen Zuwagen gehö
ren, ohne welchen der Kalender sehr wohl bestehen kann, und
welche wir daher keinesweges in unseren Schutz zu nehmen ge
sonnen sind. Wenn man von ihm erwartet, was er nicht ver
sprochen hat; wenn man von ihm fordert, was er seiner Na
tur nach nicht leisten soll, ja waS weder er, noch irgend einer
dieser ungestümen Förderer selbst leisten kann, so mögen es
sich diese letzten selbst zuschreiben, wenn sie sich in ihren Er
wartungen getäuscht sehen. Das, was ihn eigentlich angeht,
was eigentlich in seinen Kreis gehört, die Angabe der Wochen -
und Monatstage, die Zeit- und Festrechnung der verschiedenen
Völker, die Mondsviertel und Jahreszeiten, die Finsternisse ,
den Auf- und Untergang der Gestirne, und was dergleichen
mehr ist, dieß alles gibt der Kalender, wenn er sonst diesen
Ehrennamen verdient, so wahrhaft und so getreu an, als wohl
nur wenige Bücher die in ihnen aufgestellten sogenannten
Wahrheiten anzugeben im Stande seyn werden, so daß er, weit
entfernt, jenen Vorwurf eines Lügenfreundes zu verdienen, al
len anderen Büchern durch seine Liebe zur Offenheit und Wahr
heit als Beyspiel und Muster vorleuchtet, dem sie, statt seinen
altangestammten Ruhm zu schmälern, vielmehr nacheifern und
ihm allmählig gleich zu kommen suchen sollten.
Wenn wir aber auch diese fatalen Wetterverkündigungen
zu dem eigentlichen Wesen des Kalenders rechnen müßten, da
es in der That noch gar viele gibt, die ihn ohne diesem hetero
genen Zusatze gar nicht kaufen würden — wenn wir also hier,
wo zuerst nur von der Unschädlichkeit des Buches die
Rede ist, zugeben müßten, daß es ihm in dieser Beziehung
zuweilen, vielleicht sehr oft begegnen mag, nicht die Wahrheit
zu sagen; ja wenn, wie es wohl oft der Fall seyn dürfte.