Full text: Calendariographie, oder Anleitung, alle Arten Kalender zu verfertigen

— 13 — 
sammenkunft von Menschen/ von der großen Leipziger Messe 
bis zu dem kleinsten Kirchmeßmarkt in unsern Dörfern; von dem 
Congresse der Herren der Welt bis zu der Rathssitzung im Krah 
winkel ; von der Versammlung des brittischen Parlaments bis 
herab zu dem Stelldichein eines verliebten Pärchens im Mond 
scheine/ keine/ welche sich ohne dieses Buch gehörig veranstal 
ten ließ. 
Da aber eine Sache sehr nothwendig / ja unentbehrlich 
seyn kann, ohne deßwegen auch schon gut seyn zu müssen/ so 
ist nun noch zu untersuchen/ ob der Kalender auch zu den wahr 
haft guten Büchern gezählt werden soll. Bekanntlich ist diese 
Untersuchung nicht leicht, da der Begriff des Guten, wenn von 
Büchern die Rede ist, nicht weniger schwankend zu seyn pflegt, 
als der des Schönen, und da Jeder gewöhnlich das dafür 
nimmt, was ihm und seinen Ansichten am meisten zusagt. In 
dessen hat uns schon der alte Aristoteles ein Kriterium hin 
terlassen, mit welchem, wie ich hoffe, wenigstens die meisten 
Leser zufrieden seyn werden. Als er nämlich gefragt wurde, 
woran man ein wahrhaft gutes Buch erkenne, soll er in seiner 
bekannten lakonischen Weise geantwortet haben: „Erstens, wenn 
es alles sagt, was es sagen soll; zweytens, wenn es nicht mehr 
sagt, als es sagen soll, und drittens, wenn es dieses so sagt, 
wie es es sagen soll." — Wer aber erkennt nicht gleich auf den 
ersten Blick an diesen drey Hauptkennzeichen unseren Kalender, 
wo in geschlossener Kürze und in seit Jahrhunderten erprobten 
und gleichsam geheiligten Formen nicht mehr und nicht minder 
als Noth thut, und dieß gerade so, wie es Noth thut, gesagt 
zu werden pflegt, so daß also auch von dieser Seite nicht leicht 
ein Buch gefunden werden wird, welches mit diesem Buche al 
ler Bücher in die Schranken treten könnte. 
Alle übrigen Bücher, so viel ich deren kenne, lassen sich
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.