Full text: Calendariographie, oder Anleitung, alle Arten Kalender zu verfertigen

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unb z. B. mit ihrem Anfange immer auch wieder den Anfang 
des Frühlings zurückführte. Diefe Periode, in welcher also die 
Sonne ihren Lauf um die Erde, oder eigentlich die Erde ihren 
Lauf um die Sonne vollendet, und nach welcher die Jahres 
zeiten und mit ihnen die Geschäfte des Ackerbaues, der Jagd, 
des Fischfanges u. s. f. in derselben Ordnung wiederkehrten, 
wurde das Jahr genannt. 
Die ersten noch unvollkommenen Beobachtungen zeigten, 
daß der Mond nahe zwölfmal seine Gestalt ändert, wahrend die 
Sonne ihre Bahn um die Erde zurücklegt. Man nahm daher 
an, daß die Lange des Jahres gleich zwölf Monaten zu 29^ Ta 
gen oder gleich 354 Tagen sey, eine Jahrpsform, welche bey 
den Völkern der Vorzeit beynahe allgemein gebraucht wurde, 
und welche noch itzt bey den Mahomedanern und zum Theil auch 
bey den Juden besteht, wie wir unten naher sehen werden. 
Es würde umständlich und zu unserem Zwecke nutzlos seyn, 
alle die mißlungenen Versuche aufzuzählen, welche seit den frü 
hesten Zeiten von den verschiedenen Völkern gemacht worden 
sind, ihre Chronologie durch die Bestimmung der Lange des 
Jahres ihren vorgesetzten Absichten gemäß zu ordnen. Hier 
wird es hinreichen, die vorzüglichsten derselben und die itzt noch 
gebräuchlichen kennen zu lernen, und im Allgemeinen zu be 
merken, daß die großen Verirrungen, welchen jene Zeitrechnun 
gen ausgesetzt waren, so wie die Complicationen, unter welchen 
auch unsere Kalender noch leiden, vorzüglich daher kommen, daß 
man, selbst nachdem man die Nothwendigkeit, sich nach der 
Sonne zu richten, erkannt hatte, doch nicht auf die früher ein 
geführte und durch einen langen Gebrauch gleichsam geheiligte 
Gewohnheit Verzicht leisten wollte, sich in diesen Berechnun 
gen nach den sehr verwickelten Lauf des Mondes zu richten, auf 
welchen sich die wichtigsten Feste des Alterthums und selbst der
	        
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