Full text: Calendariographie, oder Anleitung, alle Arten Kalender zu verfertigen

dem August ein, aus welcher Ursache in der Folge der Fe 
bruar im gemeinen Jahre nur 26 Tage erhielt. 
Diese Apotheose durch den Kalender wurde zu den Zei 
ten der ersten nachfolgenden Kaiser eine Art von Mode und 
ein beynahe allgemeiner Mißbrauch. Tempel und Altäre, Sta- 
tuen und Triumphbogen hatten bereits den Reiz der Neuheit 
verloren, und wurden daher für abgenützt erklärt. Die römi 
schen Senatoren waren aber weder Weltumsegler, um die von 
ihnen entdeckten Lander mit dem Namen ihrer Beherrscher 
zu beehren; noch Astronomen, um für sie neue Sternbilder 
an dem Himmel zu suchen, die auch bereits lange zuvor die 
obscuren Könige von Aethiopien in Besitz genommen hatten. 
Eben so wenig konnten sie über die Länder und Meere des 
Mondes, die man in unseren Zeiten so freygebig verschenkt, 
nach ihrem Willen verfügen, weil sie sie ohne Fernrohr nicht 
einmal zu sehen im Stande waren. Es blieb ihnen daher 
nichts, als die Plünderung des Kalenders übrig, zu welchem 
Geschäfte sie weder künstlicher Instrumente, noch vorzüglicher 
Kenntnisse, die ihnen fehlten, sondern bloß ein gutes Maß 
von kriechender Schmeicheley bedurften, an der sie Ueberfluß 
hatten. So mußte nach einem feyerlichen Senatsbeschluß der 
Monat April den Namen des Ungeheuers Nero, und der Mo 
nat Mai den des Claudius tragen, und Domitian, der im 
Uebermaße seiner Bescheidenheit nicht erst die Decrete seines 
Senats abwarten wollte, befahl selbst bey Todesstrafe, den 
Monat October künftig Domitianus zu nennen; selbst der 
Monat Augustus wurde später, als das Andenken an die 
Wohlthaten seines Namensträgers in den Gräueln der fol 
genden Zeit längst untergegangen waren, durch die Benen 
nung des Commodus entstellt u. s. f. 
Die früher erwähnten Namen der Monate sind alle bey-
	        
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