Full text: Calendariographie, oder Anleitung, alle Arten Kalender zu verfertigen

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größten, und 36 Secunden größer, als in seinem mirtleren 
Werthe. Seit dieser Epoche nimmt es immer ab, ist itzt noch 
4 Secunden größer, und wird noch weiter abnehmen, bis es im 
Jahre 7600 nach Chr. G. am kleinsten und zwar wieder 33 Se 
cunden kleiner, als in seinem mittleren Werthe seyn wird, von 
welcher Zeit es dann wieder durch eine Periode von nahe 10000 
Jahren allmählig zunimmt. 
Der neue oder Gregorianische Kalender wurde in Italien, 
Spanien und Portugal gleich an dem Tage, welchen diepäbstliche 
Bulle festgesetzt hatte, angenommen. In Frankreich erfolgte 
die Einnahme erst zwey Monate spater, indem man einem Edikte 
Heinrichs III. zu Folge von dem 9. December zum zwanzigsten 
überging. Die katholischen Kantone der Schweiz und die ka 
tholischen Niederlande nahmen ihn i 583 , Polen i 586 , Ungarn 
1587 an. In den protestantischen Theilen Deutschlands kam er 
schon auf dem Reichstage zu Augsburg im Jahre 1662 zur Spra 
che, aber der Churfürst August von Sachsen, nachdem er den 
wegen seinen Kenntnissen berühmten Landgrafen Wilhelm von 
Hessen zu Rathe gezogen hatte, erklärte sich dawider, und die 
übrigen protestantischen Stände in und außer Deutschland folg 
ten seinem Beyspiele, theils aus Besorgniß, den Katholiken zu 
viel einzuräumen, theils auch, weil Möstlin, Keplers Lehrer, 
und Jos. Scaliger nicht ohne Grund gezeigt hatten, daß der 
neue Kalender auch nicht fehlerfrey sey. Daraus eutstanden in 
den Gegenden, wo beyde Religionsparteyen zusammen wohn 
ten, Verwirrungen und Unordnungen in der Zeitrechnung, und 
endlich heftige Streitigkeiten, die vorzüglich in Augsburg durch 
mehrere Jahre lebhaft fortgesetzt wurden. Diesen Unannehm 
lichkeiten ein Ende zu machen, wurde der neue Kalender unter 
verschiedenen Modificationen den Protestanten öfters vorgeschla 
gen, in dem Convente zu Rothenburg an der Tauber, auf dem
	        
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