Full text: Lehrbuch der astronomischen Navigation

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Achtes Hauptstück. 
Monddistanzen. 
8. 93. Vermöge der großen Nähe des Mondes zur Erde ändert derselbe 
sehr schnell seine Stellung zu den übrigen Gestirnen an der Himmelskngel. Einem 
bestimmten Zeitmoment entspricht daher ein ganz bestimmter Abstand von einem 
anderen Gestirn. Auf diese Weise gibt der Mond ein Mittel, die Greenwicher Zeit 
zu bestimmen. Man hat nämlich im vorhinein Tafeln berechnet, welche von drei 
zu drei Stunden mittlere Greenwicher Zeit die Distanz zwischen dem Mond einer 
seits und der Sonne, den vier hellsten Planeten und den hervorragendsten unter 
den nahe der Mondbahn befindlichen Fixsternen [ben neun sogenannten Distanz 
sternen: a Arietis (2*0), a Tauri (Aldebaran 1*0), ß Geminorum (Pollux 1'1), 
« Peonis (Regulus 1°4), a Virginis (Spica 1*2), a Scorpii (Antares 1-2), 
a Aquilae (Atair l’O), aPiscis Aust. (Fomalhaut 13), a Pegasi (Markab 2 • 6)] 
anderseits angeben. 
Man würde nun dnrch die Messung der Distanz die Greenwicher Zeit direct 
ermittelt haben, wenn nicht Parallaxe und Refraction ans diesen Winkel einen sehr 
merklichen Einfluss ausübten, welcher je nach der Höhe der Gestirne über dem 
Horizont, also auch für jeden Ort ein anderer ist. Man hat deshalb die Mond 
distanzen in den Tafeln für den Mittelpunkt der Erde berechnen müssen, und es ist 
nothwendig, die gemessene Monddistanz auf den Erdmittelpunkt zu reducieren. Diese 
Reduktion wird durch das dazu erforderliche Zusammentragen vieler Daten zu 
einer gegenüber anderen nautischen Rechnungen complicierten Procedur. 
Da die scheinbaren und eventuell auch die wahren Höhen beider Gestirne 
zur Zeit der Beobachtung der Distanz für die Berechnung erforderlich sind, wird 
es nothwendig entweder 
1. wenn zwei andere Beobachter gleichzeitig diese Höhen mit dem Beobachter 
der Distanz gemessen haben, dieselben zu reducieren oder, 
2. wenn die Höhen kurz vorher und nachher beobachtet wurden, diese auf 
den Zeitpunkt der Distanz zu übertragen und dann zu reducieren, oder 
3. wenn die Höhen überhaupt nicht gemessen sind, dieselben für die Zeit der 
Beobachtung zu berechnen und durch umgekehrte Anwendung der Correctionen für 
Parallaxe und Refraction aus diesen wahren Höhen die scheinbaren zu 
ermitteln. 
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