Full text: Die Sterne

234 Viertes Kapitel. Ausdehnung des Weltraums. 
grösserung und reducirt das Gesichtsfeld auf 5', so 
verringert sich die Anzahl der Sterne trotz der Ver 
kleinerung des Gesichtsfeldes nicht, indem durch die 
stärkere Vergrösserung die kleinen Sterne zur Wahr 
nehmung kommen, die vorher unsichtbar waren. So 
sieht man also an einigen Stellen des Himmels in einem 
Gesichtsfelde von kaum 5 Minuten ebenso viel Sterne 
wie beim Directsehen ohne Fernrohr im natürlichen 
Gesichtsfelde des Auges. Nun ist aber selbstverständlich, 
dass man mit einem noch grossem Fernrohr, etwa von 
12 —14 Zoll Oeffnung, noch mehr Sterne erblicken würde. 
Durch das riesigste aller Fernrohre, den grossen Refractor 
von Lord Rosse, würde sich die Zahl noch mehr 
steigern lassen. 
Allerdings ist nicht der ganze Himmel so reich an 
Sternen. An vielen Stellen sieht man auch mit den 
stärksten Instrumenten in einem Felde von 15' kaum 
5 — 6 Sterne. Aus solchen Stellen, die nur eine Aus 
nahme bilden, kann man natürlich keinen Schluss auf 
die Gesammtzahl der Sterne ziehen. Die teleskopische 
Zählung der Sterne versuchten W. Herschel auf der 
nördlichen und sein Sohn J. Herschel auf der südlichen 
Halbkugel. Es ist dies eine der riesigsten Arbeiten, 
die in der Astronomie unternommen worden sind, ob- 
wol sie unvollendet geblieben ist, und zwar aus dem 
einfachen Grunde, weil ein Menschenalter zur Vollendung 
derselben nicht ausreicht. 
Der vom ältern Herschel eingeschlagene Weg ist ein 
indirecter. Er bediente sich seines Spiegelteleskops von 
20 Fuss Brennweite und 18 Zoll Oeffnung, indem er 
es nach und nach auf verschiedene in einer gewissen 
Ordnung vertheilte Punkte des Himmels richtete, deren 
Rectascension und Declination er notirte. Diese Punkte 
waren in der Weise vertheilt, dass sie den Himmel wie 
ein nach allen Richtungen gleichförmiges Netz über 
zogen (Fig. 51). Das Gesichtsfeld des Teleskops hatte 
einen Durchmesser von 5' 4" und vergrösserte 120 mal. 
In jedem Felde zählte er die sichtbaren Sterne oder,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.