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Einleitung.
ganze Haus ist etwas schief gegen (len Meridian gerichtet: die südliche
Front war etwa 45 Grad gegen den Meridian geneigt. Diese Lage
hindert nicht, dass aus dieser Stube nicht nur der ganze südliche,
sondern auch der nordöstliche und der nordwestliche Himmel voll
kommen frei ist, sodass nur ein kleiner Theil des nördlichen Horizonts
unsichtbar bleibt. Es kann daher schwerlich eine Erscheinung an
Sonne, Mond und den Planeten vorgelien, welche nicht aus diesem
Zimmer verfolgt und beobachtet werden könnte. Dr. Olbers hat diese
ungehinderte und weite Aussicht aus diesem einzigen Standorte dadurch
zu erreichen gewusst, dass er seine Warte genugsam über die Dächer
der benachbarten Häuser erhoben hatte, vorzüglich aber, dass er die
Fenster dieser Stube wie hervorspringende Erker, und in auswärts
laufenden Bogen bauen liess, wodurch er bewirkte, dass er in vielen
Richtungen hohe Fenster-Abtheilungen anlegen konnte, aus welchen
ihm diese so ausgedehnte freie Aussicht über alle umstehenden Häuser
offen steht. Auf der südöstlichen Seite dieser Stube sind zwei Fenster,
wovon das östlichere gleichsam en forme de balcon gebaut ist; auf die
selbe Art ist das dritte Fenster nach Südwesten eingerichtet, in welchem
noch überdies eine Oeffnung im Zenith angebracht ist, die durch eine
Fallklappe geöffnet und geschlossen werden kann, um daselbst einen
Zenithsektor aufstellen zu können.
Die ganze Anordnung giebt diesem Beobachtungszimmer ein helles
freundliches und gefälliges Ansehen. Eine astronomische Pendeluhr
von Castens in Bremen hat ihren Platz an der Mauer zwischen den
beiden südwestlichen (muss heissen: südöstlichen) Fenstern erhalten,
sodass man ihre Zeiger und ihre Schläge aus jedem Standorte in dieser
Stube sehen und hören kann.
Zu korrespondirenden und zu absoluten Höhenmessungen der himm
lischen Körper besitzt Olbers einen vortrefflichen 9 zölligen Spiegel-
Sextanten von Trotjghton No. 418, welcher dem memigen ganz ähnlich
ist, einen silbernen Gradbogen und ein sehr schön vergrösserndes Fern
rohr hat und ebenfalls unmittelbar 10" auf dem Vernier angiebt. Mit
diesem Instrumente haben Dr. Olbers und Senator Gildemeister
durch eine grosse Anzahl von Beobachtungen die Polhöhe von Bremen
bestimmt. Sie bedienen sich zu diesem Werkzeuge gewöhnlich eines
Oel.-Horizonts u. s. w.“
Es folgt dann bei v. Zach ein Absatz über die Apparate zu Höhen
messungen mit Hilfe eines Sextanten und künstlichen Horizonts. Auf
pag. 120 heisst es weiter: „Ein vorzügliches Werkzeng, das diese Stern
warte ziert und zum Gebrauch dient, ist ein ungemein guter Dollond-
scher Achromat mit 3f Zoll Oeffnung, mit mehreren Vergrösserungen
und Mikrometern versehen. Das Stativ ist von Mahagony-Holz, die