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Scheiner, Strahlung und Temperatur der Sonne.
Auwers einer sorgfältigen Discussion unterzogen worden, die zu folgen
den Resultaten geführt hat.
Trotz der Kleinheit der verwandten Heliometer beträgt im Durch
schnitt der mittlere Fehler einer einzelnen Messung des Sonnendurch
messers nur etwa Ar О'.'З; dagegen erreichen die persönlichen Gleichungen
hohe Beträge, wenngleich lange nicht so hohe, wie bei den Meridian
beobachtungen, nämlich im Maximum den Werth von 1".
Im Mittel aus allen Beobachtungen ergiebt sich der Sonnendurch
messer zu 31 59'.' 26 Ar 0" 10.
Es ist dies der zur Zeit genaueste und einwurfsfreieste Werth für
den Sonnendurchmesser, den man nach dem Vorhergehenden für einen
längeren Zeitraum als astronomische Constante aufzufassen hat.
Da die Messungen, aus denen diese Constante abgeleitet ist, die
ganze Peripherie der Sonnenscheibe umfassen, so sind sie vorzüglich
zur Ableitung einer etwaigen Abplattung geeignet, und Auwers findet
für dieselbe den Werth:
Pol. Durchm. — Aequat. Durchm. -f- 0'.'038; mittl. Fehler ± 07023.
Die hierdurch angedeutete Verlängerung der Rotationsaxe von
i/soooo ist nac h Massgabe des mittleren Fehlers nicht als reell zu be
trachten. Nach Auwers dürfte die Substitution eines ebenso grossen
negativen Wertlies für Pol—Aequ. Durchmesser oder die Annahme einer
Abplattung von Vsoooo e i ne Grenze bezeichnen, die nicht mehr über
schritten werden darf.
Als Endresultate der vorstehend aufgeführten Untersuchungen können
folgende Sätze aufgestellt werden.
1. Die Photosphäre ist nach aussen sehr scharf begrenzt und weicht
von der wahren Kugelgestalt nicht nachweisbar ab.
2. Der Durchmesser dieser Kugel zeigt keine merklichen periodischen
Schwankungen, und solche säcularen Charakters sind ebenfalls bisher
nicht feststellbar gewesen.
Nach diesen Feststellungen allgemeiner Art handelt es sich nun um
die Untersuchung der Frage nach dem Bestehen localer Abweichungen
des Sonnenrandes von der Kreisform von kurzer Dauer.
Durch directe Beobachtung würden solche Abweichungen nur schwierig
nachzuweisen sein wegen der Beeinträchtigung des Sehens durch die
Wallungen des Sonnenrandes. Secchi hat mehrfach Defecte des Randes
wahrgenommen, und zwar stets an Stellen, wo sich ein Fleck nahe am
Rande befand; er hat diese Beobachtungen als Beweis für die Richtig
keit seiner Annahme angeführt, dass die Sonnenflecke Höhlungen seien.
Es scheint mir ausser Frage, dass diese Beobachtungen Secchis nicht