Die Lichtstrahlung der Sonne.
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Müller nimmt an, dass man aus den vorstehenden Beobachtungen
nichts weiter scliliessen kann, als dass die Helligkeit der Sonne im
Zenith annähernd einer Helligkeit von 50 000 Meterkerzen und ausserhalb
der Atmosphäre von etwa CO 000 Meterkerzen-entspricht. Es ist hierbei
als Normalkerze vorausgesetzt die englische Wallrathkerze bei einer
Flammenhöhe von 44.5 mm und einem stündlichen Verbrauche von 7.77 g.
Um aus dieser Zahl auf die Flächenintensität der Sonne zu schliessen,
ist sie zu vergrössern im Verhältniss der scheinbaren Oberflächen von
Kerze und Sonne. Erstere beträgt bei etwa 3 cm Durchmesser in Meter-
Entfernung 1° 7'. 2; daraus resultirt als Flächenhelligkeit der Sonne das
220 420 fache derjenigen einer Normalkerze.
Von Vergleichungen der scheinbaren Helligkeit der Sonne mit anderen
helleren Lichtquellen sind nach Müller die folgenden anzuführen: Fizeau
und Foucault finden die Helligkeit der Sonnenoberfläche 146mal so gross
wie die des Drummond’schen Kalklichtes und 3mal so gross wie die des
elektrischen Flammbogens. Nach Langley ist das Verhältniss zwischen
Sonne und geschmolzenem Eisen im Bessemer Converter 5300.
Vergleichungen der scheinbaren Helligkeiten, oder was wegen der
nahe gleichen scheinbaren Grösse dasselbe ist, der Flächenhelligkeiten
von Sonne und Mond sind zuerst ebenfalls von Bouguer und Wollaston
ausgeführt worden. Sie benutzten die bereits angegebenen Methoden
auch beim Monde, setzten also constante Leuchtkraft der benutzten
Kerzen voraus, und erhielten als Verhältnisszahl der Helligkeit von Sonne
und Mond Bouguer 300 000 und Wollaston 801 072. Beide Werthe
dürften nicht viel Anspruch anf Genauigkeit besitzen, besonders nicht
derjenige von Wollaston, weil bei letzterem jedenfalls nur sehr geringe
Mondhöhen ohne Berücksichtigung der Extinction benutzt sind. So würde
nach Müller die Wollaston’sche Zahl in 372 450 übergehen unter
der Annahme, dass die Beobachtungen nur in der Nähe des Meridians
stattgefunden haben.
Sehr viel zuverlässigere Resultate sind von Bond 1 ) im Jahre 1860
erhalten worden. Derselbe verglich Sonne und Mond mit bengalischem
Lichte und zwar mit Hülfe der Reflexbilder auf versilberten Kugeln.
Die von ihm gefundene Verhältnisszahl ist 470 980. Etwas bedenklich
scheint hierbei nur die Verwendung des bengalischen Lichts zu sein.
Im Jahre 1869 hat endlich Zöllner 1 2 ) mit seinen beiden Photometern
Vergleichungen von Sonne und Mond angestellt. Als Verbindungsglied
diente eine Petroleumlampe, deren Constanz während mehrerer Monate
1) Mem. Amer. Acad. New Series 8.
2) Photometr. Unters. Leipzig 1865.