48
Scheiner. Strahlung und Temperatur der Sonne.
Gesammtstrahlung finden. Sehr viel bequemer ist es aber, die
Sonnenscheibe in eine Zahl von concentrischen Ringen zu zerlegen,
deren Flächeninhalte, multiplicirt mit dem für ihren mittleren Radius
aus den Beobachtungen entnommenen Intensitätswerth, dann einfach zu
addiren sind. Diese Zahl ist dann zu dividiren in die Gesammtstrahlung
bei gleicher Intensität 1, also in tc — 3.14. Durch Division des so er
haltenen Werthes durch den Transmissionscoefficienten resultirt dann ein
je nach der Zahl der Ringe, in welche die Sonnenscheibe getlieilt wurde,
mehr oder weniger genäherter Werth für die Gesammtstrahlung der
Sonne.
Bei der Berechnung des Extinctionscoefficienten für die Sonnen
atmosphäre sei des historischen Interesses halber erwähnt, dass La-
place mit dem Bouguer’schen Werthe (S. 5) zu dem Resultate ge
langt ist, dass nur */12 her Gesammtstrahlung der Sonne infolge der
Absorption in der Atmosphäre der Sonne zu uns gelange. Dieser enorme
Betrag resultirt aus der Anwendung des unrichtigen Euler’schen Ge
setzes über die Helligkeit der verschiedenen Theile der Sonnen
kugel. Die weiteren Werthe sind mit Hülfe des Lambert’sclien Ge
setzes erhalten worden und dementsprechend wesentlich kleiner.
So würde nach Pickering für die optischen Strahlen ein immerhin
noch sehr kleiner Transmissionscoefficient von 0.26 resultiren, also würde
1
von der ganzen Sonnenscheibe nur der optischen Strahlung zu uns
gelangen. Aus den Beobachtungen von Frost resultirt ein Transmissions
coefficient von 0.72. Die Strahlung würde demnach ohne Sonnen
atmosphäre 1.7 mal grösser sein.
Nach den YogeFschen Beobachtungen werden die Transmissions
coefficienten für Roth oder bloss für die Wärmestrahlung 0.79, für Violett
0.48. Die entsprechenden Strahlungsverluste von der ganzen Scheibe
werden demnach 1.49 und 3.01. Es müssen also die gefundenen ab
soluten Strahlungsmengen der Sonne mit abgerundet 1.5 multiplicirt
werden, um die wahre Ausstrahlung der Photosphäre zu erhalten. Der
von uns angenommene Mittelwerth der Solareonstanten von 4.0 Gr.-Cal.
wird daher auf 6.0 Gr.-Cal. zu erhöhen sein, um die wahre von der
Photosphäre ausgehende Strahlung zu erhalten. Der von uns abge
leitete Mittelwerth der effectiven Sonnentemperatur ist hiernach auf
rund 7760° zu erhöhen. Selbst wenn, was nicht zu erwarten steht,
später einmal eine wesentlich stärkere Absorption der Wärmestrahlen
durch die Sonnenatmosphäre gefunden werden sollte, so würde dies trotz
beträchtlicher Vergrösserung der Solarconstanten doch für die Temperatur
der Photosphäre nicht zu AVerthen führen, die wesentlich höher wären,